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Wir landen pünktlich in Entebbe, müssen dann aber ziemlich lange auf eine Tasche warten. Ich nutze die Zeit, um am Airtel-Schalter die alte Sim-Karte zu reaktivieren und ein Datenpaket zu kaufen. Gespannt verlassen wir den Ankunftsbereich. Wird unser Fahrer, der uns zurück zu unserem Truckli im Haven bringen wird, wohl hier sein? Er erkennt uns gleich und hält strahlend aber verkehrt herum seinen Papierzettel mit der Aufschrift Baraba vor die Brust. Alles gut, wir steigen ins geparkte Auto und schon geht es los. Die dreistündige Fahrt und die Wärme machen uns ein wenig zu schaffen und wir nicken immer wieder ein. Schliesslich erreichen wir unser Daheim und sind glücklich, das Truckli unversehrt im Gras stehen zu sehen. Der Motor hustet ein wenig, dann springt er aber an und stellen uns wieder auf einen „richtigen“ Platz. Von ringsum werden wir herzlich begrüsst. Alle Angestellten sind noch da und freuen sich, uns wieder zu sehen - wir uns natürlich auch!
Irgend einmal sieht Urs eine tote Ratte neben der Beifahrertür liegen und als wir sie öffnen finden wir jede Menge Mäusedreck im Türspalt. Wahrscheinlich ist sie beim Versuch, irgendwie ins Innere zu gelangen, gestorben. Auf jeden Fall ist bei uns alles pico bello, der Kühlschrank läuft wieder und unser kostbarer Käse kann endlich wieder kühl gelagert werden. Wir packen das Nötigste aus, falten unsere gewaschene aber stark zerknitterte Wäsche zusammen, beziehen das Bett und geniessen anschliessend wieder die schöne Aussicht auf den Viktoria-Nil. Wunderbar, alles hat geklappt und unser Afrika-Trip kann weiter gehen. Die Abendessen sind wie gewohnt gut im Haven, die Frühstücke sensationall. Da wir ja noch nichts eingekauft haben, sind wir froh um dieses gute Restaurant.
Nach einer warmen Nacht im Trucklibett verbringen wir den Tag mit Einräumen - wir haben wieder einmal viel zu viele Kleider mitgenommen - Wasserfilter montieren - das klappt ohne Leim und Schrauben mit der alten Halterung - und Auto waschen. Letzteres ist vor allem ein Job für Urs und er macht das vorbildlich. Ich sortiere alte T-Shirts aus und nehme mir vor, diese an die Angestellten zu verteilen. Dann stehen aber ein paar ziemlich zerlumpte aber strahlende Kinder am Tor und winken mir, also entschliesse ich mich spontan, sie ihnen zu geben. Nach nicht einmal einer Stunde sehen wir sie wieder, jauchzend und eingekleidet in meine Shirts.
Wir planen unsere Weiterfahrt Richtung Kenia, und wollen einen kleinen Grenzübergang im Norden nehmen. Also fahren wir vorher nach Jinja zum Einkaufen und Tanken. Wir bekommen fast alles (Tonic Wasser scheint aber überall zu fehlen), sogar ein wunderbares Rindsfilet im Deli-Café, dem eine Metzgerei angeschlossen ist. Nach einem feinen Kaffee im Garten fahren wir zurück und kaufen unterwegs an der Strasse das noch fehlende Gemüse. Dabei entdecke ich zwei Mädchen, die mit Holzstengeln zu stricken versuchen. Ein Stück haben sie schon geschafft, nun rutschen die Maschen aber gar nicht mehr. Rasch gehe ich zum Auto zurück und hole Stricknadeln aus meinem Fundus! Die Freude bei den Mädchen ist gross und ich hoffe, sie können ihr Werk etwas einfacher vollenden. Am Abend kochen unser erstes Nachtessen auf unserer wahrscheinlich letzten Afrika-Etappe.
Nach dem legendären Haven-Frühstück machen wir uns auf den Weg Richtung Kenia und fahren die nordöstliche Route zu den Sipi-Falls. In Sipi angekommen suchen wir einen Übernachtungsplatz und kehren bei Moses ein. Die Aussicht ist grossartig: vor uns die Tiefebene mit ihren Feldern und Dörfern, auf der Seite der erste der drei Sipi-Wasserfälle. Leider ist der Platz sehr vernachlässigt, alle Tische sind kaputt, die Toilette für mich nicht zu benutzen und die Duschen - sie sollen heiss sein ??? - bestehen aus aufgehängten Wasserkanistern mit einer Zuleitung von irgendwoher. Aber was soll’s, für eine Nacht ist es o.k und schliesslich haben wir ja die Pipi-Box für mich. Leider geht die Sonne hinter einem Hügel unter, aber der Himmel verfärbt sich trotzdem wunderbar.
So schnell wollen wir die Gegend aber nicht verlassen. Wir fahren nur ein paar Kilometer weiter dem Plateau entlang und schauen uns ein Guesthouse weiter nördlich an. Es sieht super aus, hat ein schönes Restaurant, saubere Toiletten und Duschen mit warmem Wasser. Ideal für uns. Wir richten uns ein und Urs verarbeitet das mittlerweile aufgetaute Hackfleisch zu einer feinen Bolognese. Ein bisschen von unserem guten Zmorgen-Käse müssen wir opfern, denn auch Parmesan haben wir bisher keinen gefunden.
Am nächsten Tag machen wir eine fast vierstündige Rundwanderung um den Ort Kapchorwa, zuerst den Nordhang entlang bis zu einem Wasserfall, dann hinunter zum Aussichtspunkt und wieder zurück. Wahrscheinlich hätten wir ein wenig früher starten sollen, denn um die Mittagszeit ist es heiss und drückend, wir sind pfludinass als wir zurück kommen und freuen uns natürlich auf die schöne Dusche. Es war wunderschön zu sehen, wie die Menschen hier leben, die bereits abgeernteten Maisfelder mit Bohnen bepflanzen und überall ein paar Kaffeestauden stehen haben, die sie offenbar in erster Linie für den Eigengebrauch nutzen.
Heute kochen wir nicht, wir essen im Restaurant ein ausgezeichnetes Menü auf das wir lange warten müssen, denn offenbar sollte man bereits am Nachmittag bestellen… Als wir schön beim Essen sind, entlädt sich ein Riesengewitter über dem Dorf. Wir haben das Dachzelt nicht wirklich geschlossen und als wir zurück kommen ist es ganz schön nass geworden im Inneren. Gottlob hat das Bett nichts abbekommen und so können wir trotzdem warm und behaglich schlafen. Die Nächte sind kühl hier oben - wir befinden uns auf etwa 2’000 m Höhe und ein nasses Bett wäre nicht gerade die Wunschvorstellung gewesen.
Kapchorwa ist unsere letzte Station in Uganda, heute verlassen wir das Land. Wir fahren zum kleinen Grenzübergang in Suam und sind sehr gespannt auf das Prozedere, denn wir haben ja für Uganda weder eine Versicherung abgeschlossen noch die Road Tax bezahlen können… Nach einer wunderbaren Fahrt so quasi rings um den Mount Elgon erreichen wir gegen Mittag den ugandischen Grenzübergang, der zur Zeit noch in einer kleinen Baracke auf einem Erdhügel untergebracht ist. Gottlob hat es nicht geregnet, sonst wäre es wohl eine rutschige Angelegenheit geworden. Nach einer herzlichen Begrüssung fragt der Zöllner nach unserem Road Tax Papier. Wir haben keines. Er meint, das kostet 60 Dollar. Das haben wir, aber nur als Bargeld. Das geht aber nicht, hier kann man weder mit Bargeld noch mit Kreditkarte bezahlen, eine Bank gibt es auch nicht. Nach einer kurzen Zwiesprache mit dem Kollegen entscheidet der Zöllner, auf die Gebühr zu verzichten. Er lacht, stempelt unser Carnet de Passage, wünscht uns eine gute Weiterreise und verabschiedet sich. Nun noch die Pässe am nächsten Fensterlein des Containers und wir sind quasi ausgereist. Ich hole im Truckli eine Tafel Schoggi und bringe sie ins Zollkabäuschen. Alle freuen sich, alle sind zufrieden und wir fahren weiter an die Kenia-Grenze. Auch hier ist alles easy, wir können die Fahrbewilligung für unser Truckli kaufen, allerdings warten wir dann mehr als eine Stunde, bis das System eine Quittung drucken kann. Aber sei’s drum, alles ist in Ordnung und wir haben ja Zeit.
Inzwischen haben wir den von Wolken verhüllten Mount Elgon beinahe umrundet, ihn aber nie zu Gesicht bekommen. Der nächste grössere Ort ist Kitali. Hier wollen wir alles Nötige gleich erledigen und fahren zum Supermarkt, kaufen ein und einen ATM hat es auch gleich. Im oberen Stockwerk ist eine Versicherungsgesellschaft untergebracht und wir versuchen unser Glück gleich hier. Die Angestellte ist total aufgestellt, freundlich und hilfsbereit. Wir können unser Truckli hier versichern, ausser der Haftpflicht wären auch Schäden am Auto gedeckt was immer das heissen soll, die Versicherung kann nur für ein Jahr abgeschlossen werden und ist relativ teuer. Wir werweisen noch, ob wir das wirklich machen sollen als sie uns vorschlägt, bei einem ihrer Broker nachzufragen ob es eine günstigere und zeitlich begrenztere Möglichkeit gäbe. Es gibt sie. Sie nimmt uns mit durch die halbe Stadt zum kleinen Büro irgendwo in einer kleinen Gasse - wir beide haben die Orientierung längst verloren - und dort können wir unser Geschäft abwickeln. Anschliessend frage ich sie nach einem Airtel-Shop und auch das ist kein Problem, im grossen Supermarkt (einem anderen) befindet sich das grösste Airtelbüro und hier kaufen wir die Sim-Karte und ein Datenpaket. Nach gefühlten zwei Stunden liefert sie uns wieder auf dem Parkplatz ab. Ausser einer Tafel Schoggi nimmt sie nichts an für ihre Dienste: ihre Mutter habe sie dazu erzogen, anderen zu helfen und damit werde auch ihr geholfen, wenn sie denn Hilfe braucht. Es ist, einmal mehr, ein super Erlebnis, in einem neuen fremden Land auf so freundliche, offene und hilfsbereite Menschen zu treffen. Wir fühlen uns sehr willkommen und absolut sicher und wohl.
Am Stadtrand in einem kleinen schon eher ländlichen Gebiet kommen wir auf einem wunderbaren Campingplatz unter. Es ist schon relativ spät und wir möchten im Restaurant essen. Aber das, was wir als Restaurant ansehen ist das Privathaus der Familie. Die Besitzerin würde uns schon noch etwas machen, aber eigentlich müsste man vor vier Uhr bestellen. Wir haben kein Problem, selber zu kochen, vor allem weil wir hier frische Eier kaufen können (im Supermarkt waren sie ausverkauft) und noch eine Rösti im Vorrat haben.
Wir sind nicht ganz allein auf dem Platz, ein deutsches Paar mit einem grossen Steyr steht in einiger Entfernung am Rand der grossen Wiese und begrüsst uns herzlich. Wir tauschen uns nur kurz aus und verabreden uns für den nächsten Tag.
Am Morgen ist schon früh Betrieb um uns herum. Mitten auf der Wiese ist ein grosser Haufen Maiskolben aufgeschichtet und heute sollen die Kolben entkörnt werden. Ein Grüppchen Frauen sind zu Fuss gekommen, zwei Männer transportieren auf ihrem Motorrad - man mag es kaum glauben - die Maschine. Wir können zum Frühstück wirklich gerade einen Dokumentarfilm sehen! Nach zwei Stunden ist die Arbeit getan und die Maiskörner liegen schön ausgebreitet in der Sonne um weiter zu trocknen. Am Abend werden sie wieder auf einen Haufen gerecht, am nächsten Morgen wieder ausgebreitet bis sie ganz trocken sind und gemahlen werden können. Dann gibt es wohl Ugali bis zum Abwinken…
Wir können am Morgen frische Eier kaufen bei der Besitzerin und fahren gut gerüstet weiter nordwärts, allerdings nicht bis zum Lake Turkana sondern bis nach Marich Pass, wo wir auf die B4 zum Lake Baringo abbiegen wollen. Unterwegs halten wir in einem Dorf mit Supermarkt um noch einmal nach Tonic Water Ausschau zu halten und siehe da, es gibt welches. Nicht Schweppes sondern eine Eigenmarke, aber besser als gar nichts. Heute Abend geht es unserer Ginflasche an den Kragen. Wir erreichen die Abzweigung kurz nach dem Mittag und fahren zum Marich Field Studies Camp. Es handelt sich um eine grosse Anlage mit unzähligen weissen runden Häuschen. Das Ganze wirkt ziemlich ausgestorben und verlassen, als wir zur Rezeption gehen. Die ist ebenfalls verwaist und eine Putzfrau bedeutet uns, dass das Personal am Essen ist und wir warten sollen. Nach gefühlten Stunde kommt die Schulleiterin - offenbar haben wir uns nicht getäuscht und aus der Ferne Kindergeschrei gehört - sie spricht Englisch und meint dass wir weiter warten sollen. Also tun wir das noch eine Weile, gehen dann aber zurück zum Auto und fragen den Pförtner, wohin wir uns stellen können. Er zeigt uns den Platz unter den Akazien, den wir uns mit einer Geissenherde teilen.
Nach einer ruhigen Nacht nehmen wir den Holperweg - die B4 ist eine Erdstrasse - unter die Räder. Das Fahren ist stellenweise mühsam und wir kommen nur langsam vorwärts. Die Buschsavanne ist eindrücklich, ab und zu durchqueren wir kleine Dörfer und begegnen Kamelen, die durch die Gebüsche ziehen. Offenbar sind sie hier die Arbeitstiere.
Als wir den Baringo See erreichen, steigen wir auf dem einzigen übrig gebliebenen Campingplatz ab. Der Wasserpegel des Sees ist in den letzten zwei Jahren so sehr gestiegen, dass die Lodges, die früher am Ufer standen, zerstört und überflutet sind. Das Bushbaby Camp ist aber wunderschön, die Besitzer geben sich alle Mühe, alles gut im Schuss zu halten, Toiletten und (kalte) Duschen sind sauber. Wir erfrischen uns gleich einmal, bevor es am Abend dann wieder kühler wird. Kochen müssen wir auch hier selber, denn das Restaurant ist nicht in Betrieb. Am Morgen erkundigen wir uns nach den Bootstouren aber wir sind für heute schon zu spät dran, denn am Mittag ist es zu heiss, gegen Abend frischt jeweils der Wind auf und es gibt Wellen. Also buchen wir für den nächsten Morgen und müssen um halb sieben bereit sein. Wir verbringen einen ruhigen Tag mit Lesen, Stricken und einfach ein wenig Faulenzen…
Nach einem schnellen Morgenkaffee geht es los, das kleine Schiff ist schon bereit. Das Ufer ist ein abgestorbener Wald mit Ruinen des früheren Robert Camp. Unser Führer erklärt uns, dass hier etwa 200 Meter Land verloren gegangen sind, das Wasser jetzt aber stabil sei. Die Sonne geht gerade auf über dem See und die Stimmung hat irgendwie etwas Magisches: Die abgestorbenen Bäume mit Kormoranen, die bereits ihre Flügel trocknen, die Menschen am Ufer beim Waschen und Baden, ein paar Fischer und Vögel überall auf den kahlen Ästen. Wir fahren dem Ufer entlang, umrunden anschliessend die kleine Insel weiter draussen und der Bootsführer kauft bei einem Fischer, der uns in seinem kleinen Balsa-Holz-Boot begegnet, ein paar Fische und füttert damit einen Weisskopf Seeadler, der bereits auf uns zu warten scheint.
Nach gut zwei Stunden sind wir wieder zurück, frühstücken und packen dann zusammen. Wir verlassen den See Richtung Süden und erklimmen dann mit unserem Truckli die Westwand der Bruchstufe auf einer guten Teerstrasse. Bei einem Aussichtspunkt mit Blick ins Rift Valley bieten Frauen Avocados, Papayas und Wassermelonen an - eine gute Gelegenheit, uns mit Zwischenverpflegung einzudecken. Wir fragen nach dem Preis der Avocados: Ca. 60 Rappen für die acht Stück, die sich anfühlen wie acht Boccia-Kugeln. Wir wollen nur zwei, das geht aber nicht. Sie packt uns alle ein. Bei den Papayas ist es das Gleiche: Vier Stück für 60 Rappen. Wir bezahlen den Preis und nehmen dann nach einigem Hin und Her nur eine. Die Frau mit den Wassermelonen kommt sich nun aber benachteiligt vor, also bekommt auch sie 60 Rappen ohne dass wir die Melone mitnehmen. Alle freuen sich, alle sind zufrieden und wir können weiter fahren. Nach dem trocken-heissen Tal befinden wir uns in Kabernet wieder im Hochland und die Weiden sind saftig und grün, die Luft kühl und frisch. Nun windet sich die Strasse wieder recht steil hinunter ins Kerio Tal, um dann auf der anderen Seite dementsprechend steil auf das Elgeyo Escarpment zu führen. In Iten sind offenbar die Langstreckenläufer daheim denn überall sieht man Schilder mit der Aufschrift „Home of Champions“. Wir fahren weiter Richtung Eldoret und steigen im Naiberi Camp bei Strawberg in der Nähe von Eldoret ab. Der Besitzer ist ein sehr kontaktfreudiger Inder der uns sehr herzlich empfängt in seinem wunderschönen Camp mit einem riesigen Restaurant, das einer Höhle nachempfunden ist. Es gäbe sogar einen Pool, aber es ist so kalt, dass an Baden nicht zu denken ist. Wir befinden uns wieder in 2’300 m Höhe. Das Wetter ist eher durchzogen und es sieht nach Regen aus. Wir entscheiden uns für’s Restaurant das offen ist obwohl wir die einzigen Gäste sind. Das Essen ist absolut Spitze, ich esse ein indisches Curry und Urs einen Hamburger mit allem drum und dran. Das Tüpfelchen auf dem i ist das kleine Kohleöfchen, das die Kellnerin neben unseren Tisch stellt, so dass unsere Füsse wieder warm werden. Heute Nacht sind wir froh über unsere warmen Schlafsäcke und schön verpackt lauschen wir dem Regen, der auf’s Trucklidach trommelt.
Der nächste Tag ist schon wieder ziemlich sonnig und warm und ideal zum Schreiben - endlich mal wieder… „Gestört“ werden wir nur von den Gänsen, die im Abstand von zwei Stunden laut schnatternd an unserem Truckli vorbeiziehen.
Beim Supermarkt in Eldoret entdecken wir einen „Car-Wash“ mit Hochdruckreiniger und einer hydraulischen Hebevorrichtung. Spontan gönnen wir unserem Truckli eine Schönheitskur. Allerdings stellt sich dann heraus, dass es zu schwer ist und so wird der Unterboden halt nur so gut es geht abgespritzt. Aber die Männer machen einen guten Job und nach einer knappen Stunde glänzt alles wieder. In Kisumu am Viktoriasee übernachten wir bei einer Lodge auf einem der Hügel mit wunderschöner Aussicht auf den See. Einmal mehr müssen wir betonen, wie aufmerksam und freundlich das Personal in diesem Land ist. Überall fühlen wir uns willkommen und wohl. Bevor wir uns wieder auf den Weg machen, checken wir noch rasch die Fähre von Luanda nach Mbita über den Viktoriasee. Sie sollte alle zwei Stunden fahren. Nach einem Abstecher in die Stadt erreichen wir Luanda kurz von 13.00 Uhr. Aber es gibt wohl eine Taktlücke im Fahrplan, denn die nächste Abfahrt ist erst um 15.00 Uhr. Aber wir haben ja Zeit und stellen uns als Erste in den Wartebereich. Auf die Fähre fahren wir allerdings als Letzte und das wohl nur, weil der Fahrkartenverkäufer sich um uns kümmert. Urs macht das souverän, wir sind drauf und links und rechts sind jeweils nur ein paar Zentimeter Platz, so dass an ein Aussteigen nicht zu denken ist. Dafür können wir als erste wieder aufs Land fahren und erreichen nach einer ziemlich ruppigen Fahrt unser Ziel direkt am Ufer des Viktoriasees. Ein wunderschöner Platz der zum Verweilen einlädt. Am Morgen waschen Frauen und Kinder nebenan sich selber und die Wäsche im See und holen Wasser in grossen Kanistern wohl für den Hausgebrauch. Die Männer fahren hinaus zum Fischen. Einmal mehr erleben wir, wie sehr Wasser Leben bedeutet in Afrika.
Wir bestellen Fisch zum Abendessen bei einem Angestellten. Pünktlich um 19.00 Uhr wird er uns an unseren Campingtisch serviert - wunderbar, so können wir die Aussicht auf den See auch beim Essen geniessen. Als wir dann ins Bett gehen werden wir noch einmal herausgeklopft: Einer der Gäste hat einen platten Reifen, aber keinen Wagenheber - da helfen wir doch gerne aus :-) ! Dann aber stört uns nichts und niemand mehr und wir schlafen einmal mehr wie die Murmeltiere im Truckli…
Auf der heutigen Strecke haben wir nur noch teilweise Teerstrasse, wir fahren Richtung Maasai Mara. Kurz vor dem Parkeingang übernachten wir im Mara West Camp, das uns von Olivia und Tom empfohlen wurde. Es ist wunderschön, kostet aber mittlerweile das Vierfache: 30$ pro Person pro Nacht! - Kein Wunder sind wir wieder allein am Campen. Und kochen müssen wir auch selber, da das Restaurant nur für angemeldete Gäste Mahlzeiten zubereitet. Dafür geniessen wir die schönen Sanitäranlagen mit den heissen Duschen und die wunderschöne Aussicht auf die Mara-Ebene. Am Morgen grasen Zebras auf der Wiese zwischen den fixen Zelten.
Nun also geht es in den Park, allerdings nur als Transitgäste. Trotz allem ist die Durchquerung des Parks ein Erlebnis. Wir sehen recht viele Tiere, allerdings keine grossen Herden oder Wildkatzen. Aber das macht nichts, wir freuen uns auch an Antilopen, Zebras, Löffelhunden, Giraffen und Elefanten.
Nach etwa drei Stunden verlassen wir den Park durch den Haupteingang uns staunen, welche Safari-Fahrzeug Kolonne auf die Einfahrt wartet. Wir fahren ein Stück durch die Loita-Plains, biegen dann ab Richtung Hügel und erreichen das Maji Moto Camp. Ein Projekt der Maasai, das in erster Linie Frauen mit Kindern unterstützt und den Gästen die Maasai-Kultur näher bringen will. Wir werden sehr herzlich begrüsst, und können uns unter die Akazien stellen. Der Preis sei so hoch, weil es hier so viele Aktivitäten gäbe, erklärt uns Rosie, die sich als unsere persönlichen Gastgeberin entpuppen soll. Kaum haben wir parkiert geht es schon los: zunächst auf einen Spaziergang rund um das Anwesen bis zum Dorf, inklusive Besichtigung der heissen Quelle, die das ganze Dorf mit sauberem Wasser versorgt. Dabei erzählt Rosie von den Sitten und Gebräuchen der Maasai, unter anderem dass ein Mann sich bis zu fünf Frauen nehmen kann. Sie selber ist zur Zeit noch die Einzige und hat zwei Kinder. Mehr möchte sie nicht, da Schulen teuer sind, ihr Mann keine Arbeit hat und sie somit die Familie versorgen muss mit ihrem Einkommen. Anschliessend besichtigen wir ein traditionelles „Dorf“ mit den Ställen für Kühe und Schafe, drei kleinen Lehmhäusern für die Bewohnerinnen mit ihren Kindern, alles fein säuberlich eingezäunt. Auch das ist ein vom Camp finanziertes Projekt für Frauen, die sich damit über Wasser halten können. Ausser uns ist eine deutsche Reisegruppe hier, die in Zelten übernachtet. Nach dem Nachmittagstee dürfen wir zu unserem Truckli zurück, werden aber schon bald wieder abgeholt zum Lagerfeuer. Von hier geht es zum Nachtessen. Der ganze Weg ist mir kleinen Papierlampen beleuchtet und so quasi im hintersten Winkel ist ein grosser Tisch gedeckt für uns. Das Essen schmeckt sehr gut und vor allem die Stimmung ist wunderbar. Danach geht es wieder zum Lagerfeuer und die Männer singen für uns ihre traditionellen Lieder. Ein fantastischer Tag!
Nach dem Frühstück steht bereits die nächste Aktivität nach. Wir begeben und alle zusammen auf die Wiese beim Eingang und nun gibt es ein „Kampf-Training“. Alle Teilnehmenden werden mit einem Schild und einem dicken Sisal-Stengel ausgerüstet und in zwei Gruppen aufgeteilt, die sich in einiger Entfernung gegenüber stehen. Die Sisal-Stengel werden nun gezielt auf die jeweiligen GegnerInnen geworfen und von diesen mit den Schilden abgewehrt. Gar nicht so einfach das Ganze, vor allem als uns erklärt wird, dass man richtig mit Holzknüppeln kämpft!
Dann gilt es wieder einmal Abschied zu nehmen von Menschen, die uns in dieser kurzen Zeit bereits lieb geworden sind und die sich so engagiert und fröhlich um uns gekümmert haben!
Zurück auf der Hauptstrasse kommt uns eine wahre Safari-Auto-Karawane entgegen. Wir staunen, wie viele Touristen auf dem Weg in die Maasai Mara sind und hoffen, in der Serengeti werden es ein bisschen weniger sein. Aber das wird nicht so sein. Wir freuen uns trotzdem!
Am Nachmittag erreichen wir Nairobi und finden im Wildebeest Camp unsere Unterkunft. Es gibt einen Wäschservice und sofort zählen wir unsere Wäschestücke, stopfen alles in den dafür vorgesehenen Sack und bringen ihn zum Restaurant, wo wir uns auch gleich für’s Nachtessen anmelden. Dann erst machen wir es uns gemütlich. Als wir uns dann auf den Weg zum Essen machen, merkt Urs, dass er sein ganzes Geld in der Hosentasche gelassen hat. Wir fragen nach, aber es wurde offenbar nichts abgegeben und auch am nächsten Tag bleibt das Geld verschwunden. Da hat eine Waschfrau wohl einen Lottosechser gehabt… Dafür verbringen wir den Abend mit zwei älteren Deutschen und haben wieder einmal richtig guten Kontakt mit interessanten Gesprächen und viel Lachen! Ein richtiger Genuss für uns zwei!
Nach einem kurzen Stopp beim Einkaufszentrum verlassen wir Nairobi südwärts. Die Strecke bis Moshi in Tansania scheint uns zu lang für einen Tagestrip, deshalb suchen wir uns unterwegs noch einmal einen Übernachtungsplatz. Das Kichaka Camp in der Nähe von Bisil tönt gut und wir melden uns per WhatsApp an. Wir biegen also beim Örtchen ab und fahren auf einem Erdweg fast 10 km bis wir an die nächste Abzweigung kommen. Das sieht dann eher schwierig aus, denn der Weg scheint bei Regen ein Bach zu sein, der unglaubliche Auswaschungen hinterlässt. Aber unser Truckli meistert den zerfurchten Hügel mit seinen tiefen Rinnen wie üblich ohne Probleme. Nach ein paar weiteren Kilometern auf Fahrspuren balancierend erreichen wir das Tor und Daniel, der im Schatten auf uns wartet. Er öffnet für uns das Tor und fährt dann mit zur Farm (wieder etwa 2-3 Km) Dann sind wir da. Die Farm ist ein echtes Bijou! Ein wunderschönes Haus mit Garten und Swimmingpool, der Zeltplatz etwas weiter unten und ein liebevoll ummauertes Freiluft-WC mit heisser (Donkey-)Dusche! Die Anfahrt hat sich wirklich gelohnt. Wir haben sogar heisses Wasser zum Abwaschen! Zwei Campinghunde liegen neben dem Truckli und in der Nacht hören wir Hyänen ganz in der Nähe. Ein absolut genialer vorläufiger Abschied von Kenia, das uns mit seinen liebenswürdigen gastfreundlichen Menschen verwöhnt hat!