|
||
Das Zusammenpacken heute morgen wird zu einer ziemlich nassen Angelegenheit: Es schüttet wie aus Kübeln und nach drei Schritten im Regen sind wir durchnässt als ob wir aus dem Meer kämen… Pfludinass setzen wir uns ins Truckli und fahren los. Die Strasse bis nach Tanga ist immer noch „jn Arbeit“ und entsprechend zu befahren: Einmal auf dem neuen Trassee, dann wieder auf Umfahrungen, geteert ist nichts und die Pfützen sind metertief. Schade konnten wir den Velofahrer nicht fotografieren, der durch einen solchen See fährt und beide Pedale im Wasser tritt.
Unser Grenzübertritt ist einmal mehr einfach und geht schnell, leider erhalten wir die Fahrerlaubnis für ausländische Fahrzeuge nur für einen Monat und werden sie entsprechend verlängern müssen.
In Diani fahren wir zunächst zu einem Autowascher, damit man die Farbe unseres Trucklis wieder erkennen kann. Anschliessend noch rasch Einkaufen und die Simkarte mit einem neuen Datenpaket aufladen, anschliessend sehen wir uns den Zeltplatz in Diani Beach an. Es will uns nicht so recht gefallen hier, also fahren wir weiter an den Tiwi Beach und dort zur Twiga Lodge. Dieser Platz ist super! Wir können direkt am Meer stehen, es hat Schatten unter den Palmen und eine Freiluftdusche am Strand. Nur die Toiletten lassen etwas zu wünschen übrig aber sie sind immer blitzsauber. Das Restaurant probieren wir auch gleich aus und finden es nicht super, aber auch nicht schlecht.
Vier Tage lassen wir es uns gut gehen, kochen, backen Brot und lesen in der wunderbaren Hängematte (Olivia und Tom sei Dank), müssen ab und zu den Motor ein bisschen laufen lassen, da unsere Batterie wirklich nicht mehr gut ist. Sie lädt zwar, verliert aber sofort wieder die Kraft und wir müssen beim Starten die Haushaltbatterie zu Hilfe nehmen.
Ich dränge ein bisschen auf die Weiterfahrt, da ich - wie meistens - skeptischer bin was die schwächende Batterie betrifft. Urs hätte wahrscheinlich erst ein Problem, wenn sich das Auto gar nicht mehr starten liesse. Wir umfahren Mombasa auf einer recht guten Piste und erreichen die Hauptstrasse Nairobi-Mombasa problemlos. Aber was ist das für ein Alptraum! Lastwagen reiht sich an Lastwagen, wenn die Strasse ein wenig ansteigt fahren die einen nur noch etwa 10-20 Stundenkilometer und die anderen überholen egal ob es Platz hat oder nicht. Für uns heisst das pole pole (langsam langsam) und immer vorsichtig. Urs fährt und ich muss als Beifahrerin nach vorne spähen, ob wir überholen können oder nicht. Hier ist die Linkssteuerung definitiv ein Handicap. Aber wir schaffen es bis Voi, etwa der Hälfte der ganzen Strecke bis Nairobi. Hier gibt es einen schönen Zeltplatz mit guter Dusche, die ab 17.00 sogar warmes Wasser hat, das mit dem Donkey Boiler geheizt wird. Die Schweizer, die wir in der Twiga Lodge getroffen haben sind ebenfalls hier und gemeinsam gehen wir zum Abendessen ins Restaurant.
Heute haben wir die restliche Strecke auf dieser furchtbaren Lastwagenstrasse vor uns. Es ist also mehr als abenteuerlich, was wir mit dem Verkehr erleben und die umgekippten Lastwagen im Strassengraben erstaunen uns überhaupt nicht. Wir fahren weiterhin vorsichtig und halt streckenweise sehr langsam und erreichen Nairobi und die Wildebeest Lodge erst am späten Nachmittag. Unser Platz ist noch frei, gleich daneben haben sich Edith und Piet, unsere belgischen Bekannten aus Moshi niedergelassen. Ein schönes Wiedersehen! Schnell aufstellen und Pullover und lange Hosen anziehen. Hier herrschen wieder andere Temperaturen (1’800 m ü.M.) und auch die Sonne versteckt sich oft hinter den Wolken.
Nach dem Frühstück am nächsten Morgen bekommt unser Truckli die wohlverdiente Pflege. Wir fahren zu Riley’s, einen Autowerkstatt ganz in der Nähe. Der Besitzer ist wohl Engländer, die Fahrzeuge die herum stehen zum grössten Teil Landy’s. Aber unser Landcruiser ist für die Profis hier kein Problem. Ein Ölwechsel steht an und ein Check aller relevanten Teile. Die Liste, die wir nach geraumer Zeit erhalten ist lang: Da etwas ausgeschlagen, dort ein fehlender Bolzen, möglicherweise ein kleines Leck beim Kühlwasser, ein ausgeleiertes Radlager aber eigentlich nichts Gravierendes. Radlager und Batterie werden ersetzt, das Leck im Kühlerschlauch repariert und auch den fehlenden Bolzen am Stossdämpfer können sie ersetzen. Stossdämpfer selber haben sie nicht in dieser Grösse/Stärke, aber der Chef meint, sie sollten noch halten bis wir zurück verschiffen. Nach dem „Werkstatt-Tag“ fahren wir zurück, duschen noch schnell und gehen mit Edith und Piet auswärts essen. Ich lade die Uber-App und bestelle zum ersten Mal in meinem Leben (mit Unterstützung von Edith natürlich) ein Uber-Taxi. Es funktioniert bestens, ist super einfach und vor allem gibt es keine Preisdiskussionen. Der Betrag ist fix und wird direkt von der Kreditkarte abgebucht, man kann noch ein Trinkgeld geben und das war’s.
Wir verbringen einen schönen Abend im Carnivuores, einem Fleischrestaurant. Aber Fleisch möchten wir in nächster Zeit nicht mehr essen…
In der Nacht regnet es stark und auch am Morgen sieht es nicht besser aus. Erst gegen Mittag gibt es die ersten Aufhellungen die Edith und Piet nutzen um zusammen zu packen. Wir zwei sitzen unter der Sonnenstore, die wir als Regendach nutzen. Das Risotto zum z’Nacht ist eine Wohltat nach dem vielen Fleisch gestern.
Nun machen auch wir uns wieder auf den Weg, diesmal Richtung Naivasha. Von hier sollen die Coop- und Migros Havelaar-Rosen kommen. Allerdings sehen wir keinen einzigen Rosenstock, da sie ausschliesslich in Treibhäusern gezogen werden. Wir stehen direkt am See und haben sogar einen kleinen Unterstand über den wir vor allem am nächsten Tag froh sind, denn es regnet meistens… Das Essen im Restaurant ist ausgezeichnet und die Flusspferde im See grunzen uns in den Schlaf. Ganz in der Nähe wäre der Eingang zum Hell’s Gate Nationalpark, aber bei diesem Wetter haben wir keine Lust darauf. Dafür besuchen uns die schwarzweissen Kolobus-Affen und tollen auf dem einsamen Platz herum.
Stattdessen fahren wir zum nächsten See, dem Lake Elmenteita. Nach einigem Suchen finden wir die Abzweigung zu einem Camp und stehen, nur durch einen Zaun vom Seeufer getrennt, in einem wunderschönen Garten. Das Personal ist einmal mehr extrem freundlich und hilfsbereit, der Gärtner bringt uns sogar ein Verlängerungskabel, damit wir genügend Strom haben. Im See steht eine grosse Gruppe Flamingos, am Ufer haben sich Pelikane niedergelassen. Pro Person muss man 22$ Eintritt bezahlen wenn man ganz ans Ufer will und dies geht nur mit eCitizen, einem online Portal des Staates. Ein entsprechendes Profil können wir erstellen, aber den Lake Elmenteita finden wir darauf nicht. Es sieht schon wieder nach Regen aus und wir spannen unsere Sonnenstore vorsorglich auf, denn wir haben in Naivasha eingekauft und wollen heute kochen.
Das Wetter hält sich nicht schlecht und wir bleiben noch einen Tag. Aber am Abend schüttet es wie aus Kübeln und wir essen im Restaurant. Ausser Burger mit Chips gibt es nicht viel und so bestelle ich mir ein Omelett, das ebenfalls mit Chips und Salat serviert wird. Es kostet 60 Rappen…
Am Lake Nakuru angekommen fahren wir zum Nationalpark Eingang. Der Ranger erzählt, dass viele Tiere in den Nairobi Nationalpart gebracht wurden (z.B. Löwen). Auch dieser See hat einen viel höheren Pegel als früher, dadurch ist das Wasser nicht mehr so salzig und es gibt nur noch wenige Flamingos. Früher wurde der See von den vielen Flamingos rosarot gefärbt… Wir verzichten vorerst auf den doch recht teuren Parkbesuch (60$ pro Person plus Auto) und fahren zu einer Lodge oberhalb des Dorfes mit super Aussicht. Dutzende von kleinen Zelten sind aufgestellt und wir können uns am Rand platzieren. Kaum sind wir eingerichtet, beginnt es wieder zu regnen und wir sind gespannt, wie das mit dem zelten rings um uns gehen wird. Kurz vor dem Eindunkeln kommt ein grosser Schulbus und entlädt eine Ladung Kinder jeglichen Alters, dazu ein paar Erwachsene und eine weisse Frau, die „das Kommando“ hat. Es dauert eine Weile, bis die Schlafplätze in den kleinen Zelten verteilt sind. Ein Riesentrubel im strömenden Regen. Man merkt hier schon, dass Regen hier eine ganz andere Bedeutung hat als bei uns. Alle sind tropfnass und höchst vergnügt, niemand jammert oder beklagt sich. Regen heisst Wachstum und Wachstum heisst Nahrung. Auf dem Holzkohlengrill kocht der Chef einen riesigen Topf Pilav und verköstigt die Gruppe im grossen Pavillon. Anschliessend schlüpfen alle in ihre Zelte - es ist wirklich alles nass und warm ist es auch nicht gerade. Wir sind froh um unser trockenes Trucklibett!
Morgens um fünf rumort es ringsum: Aufbruchstimmung! Noch im Dunkeln packen Gross und Klein zusammen, um sechs Uhr ist Abfahrt und dann kehrt wieder Ruhe ein. In der spärlichen Morgensonne trocknen die Angestellten Zelte und Matratzen, dann wird zusammengeräumt. Nun stehen wir wieder alleine da wie meistens …
Trotz eher schlechtem Wetter machen nehmen wir unsere geplante Weiterreise Richtung Thomson’s Falls unter die Räder. Bei der gleichnamigen Lodge hat es eine riesige Wiese auf der wir stehen können. Den Spaziergang zu den gleichnamigen, recht imposanten Wasserfällen können wir sogar im Sonnenschein machen. Es hat recht viele afrikanische Touristen, Fremde hingegen sind auch hier rar. Gegen Abend regnet es wieder und wir sind froh, können wir Tisch und Stühle unter dem WC-Hausdach aufstellen. Mittlerweile haben wir die warmen Winterjacken hervorgeholt, anders kann man hier am Abend nicht mehr draussen sitzen… Den Mount Kenia haben wir bisher nicht gesehen, obwohl wir schon recht nahe sind.
Heute geht es nördlich des Berges weiter, wir hoffen immer noch, einen Blick darauf zu erhaschen aber die Wolken sind dick und hängen tief. Landschaftlich ist die Hochebene wunderschön, überall werden Getreide und Gemüse angebaut, offenbar eine sehr fruchtbare Gegend. Hier möchten wir irgendwo übernachten und versuchen den von Mapsme angegebenen Weg zu fahren. Es ist reiner Pflutter und als wir dann noch auf einen sehr sumpfigen Grasweg abbiegen sollten, geben wir unser Vorhaben auf und kehren um. Zurück auf der Hauptstrasse fahren wir in die Ebene Richtung Isiolo weiter. Der Himmel ist mittlerweile ziemlich blau, nur die Wolken um das Gebirge halten sich hartnäckig. Und die Temperaturen steigen merklich an. Wir finden einen Übernachtungsplatz bei einer nobel tönenden Lodge, allerdings ist er weder gemäht noch hat es saubere Toiletten. Dafür ist er so teuer wie es bisher keiner war. Naja, wir sind müde und wollen nicht weiter fahren, bleiben also für eine Nacht. Den Mount Kenia haben wir auch heute nicht gesehen…
Wir geben die Hoffnung nicht auf, umrunden den Berg östlich und fahren auf der Südseite weiter Richtung Kimunye. Die Strasse ist gut, führt kurvig durch viele kleine Dörfer wo überall Früchte und Gemüse (vor allem Tomaten und riesige Säcke mit Zwiebeln) feilgeboten wird. Manchmal haben wir Mühe, den Frauen zu erklären, dass wir nicht solche Mengen kaufen und lagern können. Aber lustig sind die Einkäufe und das Gefeilsche jedes Mal! In Kimunye fahren wir Richtung Mount Kenia Nationalpark. Die Strasse ist bis zum Gate geteert und wir sind gespannt, wie die letzten paar Kilometer auf der Erdstrasse zu fahren sind. Es geht erstaunlich gut und wir erreichen die Castle Forest Lodge problemlos. Hier oben fühlt man sich wie auf einer Alp in der Schweiz: Wiesen und mit Pferden und Kühen, dazwischen ein paar Unterkünfte und ein Alphaus, das offenbar den königlichen Jagdgesellschaften aus England als Unterkunft gedient hat. Hier soll die junge Elisabeth als Prinzessin eingeschlafen und als Königin erwacht sein.
Am späten Nachmittag haben wir noch ganz wenig Sonne, dann kommen Nebel und Nieselregen auf und es wird saukalt. Wir essen im Alphaus das einfache Menü und werden dann von einem Angestellten mit einer starken Lampe im Stockdunkeln zu unserem Truckli zurück begleitet. Ich glaube, ohne Begleitung wären wir irgendwo im Matsch stecken geblieben.
Der nächste Tag beginnt nicht besser, vom Mount Kenia keine Spur, dafür Wolken, Nebel, Regen und ziemliche Kälte. Wir tragen’s mit Fassung.
Nach fünf Tagen vergeblichen Ausschau haltens nach dem Mount Kenia geben wir auf und fahren langsam zurück nach Nairobi. Die Wildebeest Lodge nimmt uns wieder auf, allerdings muss der Gärtner zuerst entscheiden, ob wir noch auf den Rasen fahren dürfen da es auch hier viel und heftig geregnet hat und es verdächtig sumpfig aussieht. Aber „unser“ Platz liegt unter Bäumen mit vielen Wurzeln und so geht es. Wir müssen hier unsere Road Tax (oder was immer das ist) verlängern und da Samstag ist, warten bis am Montag. Da wir ja nun schon ein wenig geübte Uber-Nutzer sind, lassen wir uns am Sonntag zum Karen Blixen Museum fahren und bekommen hier von einem Guide deren ganze Geschichte erzählt, vom glücklosen Führen der Kaffeefarm bis zum tragischen Tod ihres Geliebten und ihrer Rückkehr nach Dänemark.
Am Montag machen wir uns auf den Weg in die Innenstadt, um eben dieses ominöse Papier zu verlängern. Es stellt sich aber heraus, dass heute ein lokaler Feiertag ist und alle öffentlichen Ämter geschlossen sind. Also lassen wir uns zum Yaya Einkaufszentrum fahren. Wir stöbern in den Läden und würden gerne Solarlichter für unsere Sonnen-/Regenstore kaufen, werden aber nicht fündig. Dafür glitzert und funkelt überall Weihnachtsschmuck fast wie bei uns nur viel chinesischer und kitschiger.
Am Dienstag nehmen wir den zweiten Anlauf. Die Büros sind wieder geöffnet, aber hinein zu kommen und das richtige zu finden ist eine Kunst für sich. Das Gebäude ist gesichert wie ein Hochsicherheitstrakt, jede Tasche wird gescannt und muss geöffnet werden, wir selber müssen ebenfalls durch einen Scanner und haben es endlich geschafft. Leider sind wir im falschen Gebäude… Nach einer gefühlten Stunde stehen wir im richtigen Büro und bringen unser Anliegen vor. Der Beamte tippt etwas in seinen Computer und schüttelt den Kopf. Unser Truckli ist nicht im System, deshalb kann man keine Verlängerung machen. Nicht alle Grenzübergänge nutzen das richtige System, erklärt er uns. Nun wissen wir auch, warum wir mit eCitizen, der online Plattform, keinen Erfolg hatten. Wir müssen also eine neue Bewilligung beantragen. Dazu müssen wir zunächst in ein dafür spezialisiertes Büro ausserhalb und anschliessend auf die Bank zum Bezahlen. Das Bankprozedere ist ein Erlebnis für sich. Man tritt ein, erklärt was man will und bekommt eine Nummer. Die Bank ist voller Menschen, mit knapper Not ergattern wir einen Sitzplatz. Und dann sitzen wir und sitzen. Von den etwa 10 Schaltern sind deren zwei, manchmal drei besetzt und jede Kundin, jeder Kunde hat mindestens eine Viertelstunde, bis sein Geschäft abgewickelt ist. Nach gefühlten zwei Stunden halten wir unsere Quittung in den Händen und kehren in das kleine Büro zurück. Hier müssen wir nur noch warten, bis der Beamte das besagte Papier übermittelt und es ausgedruckt werden kann. Pole pole, hakuna matata (langsam langsam, kein Problem) wichtige Suaheli-Worte hier in Kenia.
Nun ist alles erledigt und wir verabschieden uns heute wohl definitiv von Nairobi. Auf der fürchterlichen Strasse fahren wir bis Emali und machen auf einer von einer Italienerin geführten Farm halt. Der Gemüsegarten ist reichhaltig, von üppigen Kräutern über Tomaten, Auberginen, Zitrusfrüchten bis hin zu Kartoffeln und Getreide wird alles angepflanzt. Anto verwertet alles. Ein ganzes Lager an eingemachtem Gemüse befindet sich in einer Ecke der Küche. Nebst einer superguten Pizza besteht unser Abendessen auch aus einem schönen Antipasto, das Anto für uns hinzaubert. Sie erzählt uns ihre Geschichte: Das Elend in den Slums von Nairobi hat sie nie losgelassen und mit einer privaten Initiative unterstützt sie - offenbar recht erfolgreich - Waisenkinder, indem sie ein Mentoring aufgebaut hat und für Schulgelder aufkommt. Die Farm, ein Anschlussprojekt, bietet bis jetzt elf Arbeitsplätze und soll langfristig helfen, einerseits junge Menschen auszubilden und andererseits die Slum-Projekte zu finanzieren. Eine Riesenaufgabe!
Obwohl es uns gut gefällt, fahren wir heute auf einer superguten Teerstrassse quasi ohne Verkehr Richtung Tsavo West Nationalpark. Heute haben wir Glück: Wir sehen den Kilimanjaro mit seiner weissen Kuppe vor blauem Himmel! Wunderschön!
Im iOverlander haben wir eine gut tönende Unterkunft, ebenfalls mit Aussicht auf den berühmten Berg, ausgewählt und fahren in die entsprechende Richtung. Von der Teerstrasse müssen wir auf einen sehr nassen Erdweg abbiegen. Nach ein paar hundert Metern, es wird immer enger und matschiger, winke ich ab: Das lassen wir besser sein. Aber Urs meint es gehe schon. Aber mit jedem Meter wird es enger und weicher und irgendwann geht nicht mehr. Auf der linken Seite stecken wir bis zur Achse im Matsch. Ich steige aus (Urs kann nicht) und sehe schwarz: Da kommen wir nicht mehr raus. Und Hinausziehen scheint auch nicht möglich, da es erstens zu eng und zweitens zu weich und unterspült ist. Bald sind wir von einer Familie umringt, die Hilfe verspricht. Kurz verschwinden sie und kommen mit Schaufeln zurück. Das Familienoberhaupt übernimmt das Kommando und alle schaufeln bis Urs es nach etwa einer Stunde schafft, mit allen vier Rädern wieder auf etwas festerem Boden zu stehen. Unser Chef erklärt, dass wir nicht weiter vorwärts fahren sollen (der weitere Weg sieht wirklich noch schlimmer aus), sondern es rückwärts versuchen sollen. Aber es ist so eng und auf der anderen Seite hat es ebenfalls extrem tiefe weiche Furchen, dass auch das schwierig scheint. Aber wir versuchen’s und stecken 10 Minuten später auf der anderen Seite fest. Also wieder Schaufeln. Alles ist so glitschig und die Reifen mit Matsch gefüllt, dass das Auto nicht mehr zu kontrollieren ist. Mit den Sandblechen kommen wir schlussendlich raus. Nun füllen die Männer die schlimmsten Löcher vor uns mit Steinen und Urs fährt vorwärts bis zur Einfahrt eines Hauses, wo er wenden kann. Vorwärts und zügig mit Untersetzung meistert er die schwierigste Stelle und endlich haben wir wieder etwas Halt. Das Familienoberhaupt bekommt 3’000 Shilling und kann sein Glück kaum fassen. Ich glaube, er hat seit Ewigkeiten nicht so viel Geld in den Händen gehalten. Für uns ist seine Hilfe jeden einzelnen Shilling wert und wir sind genauso glücklich! Wir fahren zum nächsten Autowascher und lassen unser braves Truckli und die vor Schmutz starrenden Sandbleche ringsum abspritzen.
Die Ranger, die wir angetroffen und über den Strassenzustand im Tsavo West befragt haben, meinen es würde gehen, es gäbe nur eine Stelle die kritisch sei. Wir haben aber genug von Matsch und stecken bleiben - vor allem hätten wir wahrscheinlich nicht so tatkräftige Unterstützung im Nationalpark - und entscheiden uns, nach Emali zurück zu fahren. Wir werden herzlich empfangen und geniessen ein weiteres feines Nachtessen. Diesmal gibt es nach dem Antipasto eine wunderbare Parmigana.
Nachdem wir Tsavo West gestrichen haben steht Tavo Ost auf dem Plan. Es regnet in Strömen, als wir losfahren und Anto macht sich Sorgen wegen des vielen Wassers, das wahrscheinlich auf der Strasse ist. Aber es ist nicht wirklich schlimm und vor allem: Es hat praktisch keine Lastwagen von Nairobi her. Wahrscheinlich ist irgendwo nördlich von uns die Strasse überschwemmt. Ein Glück für uns. Wir fahren stresslos bis Voi, wo wir wieder am Nationalparkeingang übernachten. Wir fragen den Besitzer ob er die Strecke Voi-Malindi (durch den Nationalpark) kennt und ob sie einigermassen fahrbar sei. Er meint es sei kein Problem und wir beschliessen, uns am Morgen beim Gate noch einmal zu erkundigen.
Gesagt getan. Am Gate bestätigt uns der Ranger, dass die unterspülten Teile repariert seien und wir problemlos fahren können. Allerdings sollen wir weder links noch rechts abbiegen und vor allem nicht in die Nähe des Flusses fahren, das hier alles überschwemmt sei. Nach dem wieder komplizierten eCitizen-Prozedere um den Parkeintritt zu bezahlen, fahren wir also los. Die Strasse ist ziemlich wellblechig, aber relativ fest und in dieser Hinsicht gut zu befahren. Tiere sehen wir nicht wirklich viele, aber ein paar Elefanten, Zebras und jede Menge Antilopen zeigen sich. Und mitten in der grünen Wiese vergnügt sich ein Löwenpaar.
Wir holpern weiter und kommen zu den Stellen, die repariert wurden. So ganz unproblematisch sind sie nicht und viel Regen verträgt es wohl nicht bis sie wieder unpassierbar werden. Wir erreichen das Gate und sind irgendwie erleichtert, dass wir wieder Teer unter den Rädern haben - der nächste Regenguss steht nämlich kurz bevor. In Malindi kaufen wir kurz ein und fahren dann nach Watamu zu den Beach Cottages, die auch einen Zeltplatz anbieten. Eine holländische Familie steht bereits hier und auch wir finden einen wunderbaren Platz für unser Truckli.
Watamu ist, wie auch Malindi, fest in italienischer Hand. Die Einheimischen sprechen uns italienisch an und am Strand hört man eigentlich keine andere Sprache. Die Anlage ist sehr schön mit einer guten Infrastruktur, direktem Zugang zum Strand, einem Swimmingpool, einer gedeckten Küche zur freien Benützung, einer Freiluftdusche und einer blitzsauberen Toilette. Und es gibt jede Menge Liegen im Schatten. Eigentlich hatten wir nur zwei Nächte eingeplant, bleiben dann aber fast zwei Wochen hier da wir ja noch viel Zeit haben, Mombasa nicht weit ist und die andere Lodge, die wir nördlich von Malindi besuchen wollten, mittlerweile geschlossen ist.
Wir verstehen uns sehr gut mit der holländischen Familie und der kleine Nero hat schon bald den Weg in unser Truckli entdeckt, wo er - wie seinerzeit Eleni - unermüdlich die Schäftli öffnet und schliesst.
Der weisse Sandstrand ist verlockend, leider hat es überhaupt keinen Schatten und so gehen wir ins badwannenwarme Wasser und legen uns nur kurz auf die Strandtücher im Sand, bevor wir auf die Liegen im Schatten in unserer Anlage flüchten. Wir haben beide arge Mückenstiche und eigentlich können wir es uns nicht erklären, wann und wo wir die aufgelesen haben. Mit der Zeit werden sie grösser und röter und beissen und heilen eigentlich nicht. Nach ein paar Tagen sind wir am Lesen und Urs drückt an einem seiner Stiche herum. Ziemlich entsetzt sehen wir, dass da so etwas wie eine Made rauskommt. Blitzartig packen wir zusammen und gehen an die Rezeption. Benjamin rät uns, zu einem Arzt zu gehen und bestellt uns ein Tuktuk zum Spital. Der junge Arzt lacht, als er unsere Buckel - Urs hat fünf und ich einen - sieht und beruhigt uns: Es sind Mango Fliegen und nichts Gefährliches. Die Fliegen legen Eier in sandige Böden, und nach dem Schlüpfen können die Larven bei direktem Hautkontakt oder über die Strandtücher in die Haut eindringen und sich dort weiter entwickeln. Genau das ist uns passiert und nun drückt der Arzt jeden Buckel aus und entfernt die Maden. Anschliessend desinfiziert er alles fein säuberlich und wir können das Spital, das eher einer Baracke gleicht und wahrscheinlich nur ambulanten Behandlungen dient, wieder verlassen. Wir tragen’s mit Fassung und sind eigentlich nur froh, dass wir weder Malaria noch sonst eine gefährliche Krankheit haben. Die Tücher entsorgen wir gleich als wir zurück kommen und hoffen, dass wir uns nicht neue Larven holen oder geholt haben…
Wir kochen meistens selber, das Restaurant hat nicht wirklich grosse Auswahl beim Essen. Die offene Küche mit dem Koch und der Köchin sind aber ein Erlebnis für sich. Alles geht langsam aber mit viel Humor, gewissenhaft werden Kartoffeln geschnitten und frittiert, Tiefgekühltes in Stücke geschlagen und irgendeinmal wird das Gericht dann serviert.
Erst am 3. Dezember fahren wir nach Kikambala in die Edelweiss Lodge. Hedi und Ulli heissen uns herzlich willkommen und wir schwatzen wieder einmal schweizerdeutsch. Hedi ist mittlerweile 86 jährig und schmeisst den Laden nach wie vor. Sie hat alles im Griff und weiss viele Geschichten zu erzählen. Ein wunderbarer Platz mit einem schönen grossen Pool in einem wunderschönen gepflegten Garten. Wir müssen ein wenig zirkeln mit dem Wetter, da wir alle Polster sonnen wollen und es immer weder Regengüsse gibt. Hedis Waschmaschinen dürfen wir auch benutzen und so können wir unser Truckli bequem verschiffungsbereit machen. Weil der Bungalow besetzt ist buchen wir ein paar Kilometer näher an der Stadt ein Hotel.
Bis am Mittag haben wir alles gepackt und sind startklar. Die Severin Sea Lodge ist ein typisches Massentourismus-Hotel, es hat quasi nur Deutsche, für uns sehr ungewohnt. Das Essen ist sehr gut, das Bett allerdings eine mittlere Katastrophe. Aber alles in allem keine schlechte Lösung. Am Morgen fahren wir den letzten Abschnitt unserer Afrikareise in den Hafen. Abraham und Antony erwarten uns bereits. Sie strahlen und erklären uns das Prozedere: Zuerst kommt der Zoll, und wenn das Auto frei gegeben ist, wird Urs es in Container fahren. Das United Warehouse verschifft in erster Linie Tee und die Lagerhäuser sind gut gefüllt. Als das Zollprozedere fertig ist, müssen wir warten, da es gerade wie aus Kübeln giesst und die Rampe rutschig ist. Endlich ist es so weit: Vorsichtig manövriert Urs das Truckli über die Rampe in den Container, muss dann aber stoppen weil die Dachkisten doch zu hoch sind. Die Rampe nimmt ziemlich viel von der Höhe und dadurch sind wir zu hoch. Zunächst lassen die Helfer Luft aus den Hinterreifen und als das nicht reicht, packen sie die Kisten aus um sie abzuschrauben. Als beide hinten auf dem Dach sind merken sie, dass es mit ihrem Gewicht reicht und so kann Urs hinein fahren. Aussteigen geht dann nicht mehr durch die Tür und so muss er durchs Truckli klettern und hinten aussteigen. Die Batterien werden abgehängt, die Rampe entfernt, der Container verschlossen und versiegelt und schon ist das Truckli unterwegs in den Hafen. Das gestempelte Carnet können wir erst am nächsten Tag abholen aber mit Uber ist das keine grosse Sache. So, hoffentlich geht alles gut. Da wir gehört haben, dass im roten Meer Schiffe angegriffen werden, machen wir sicherheitshalber ein Versicherung, die einen Totalverlust decken würde.
Alles erledigt, jetzt noch drei Tage Ressortferien, dann Flug nach Zanzibar und in der Evergreen Lodge wieder Ferien nach unserem Geschmack: Kleine, einfache, liebevoll gestaltete Unterkunft (mit sehr gutem Bett) direkt am schneeweissen Sandstrand - bis am 26. Dezember!!