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So langsam kehrt bei uns wieder der Alltag ein. Wir ziehen um ins Urban Camp, waschen bzw. lassen unsere Wäsche waschen und auch unser Truckli bekommt ein paar Streicheleinheiten in Form von neuem Oel und Schmiere… Dann müssen unsere Vorräte wieder aufgefüllt werden, für zwei Personen diesmal. In zwei Tagen ist alles erledigt und wir sind wieder fahrbereit. Wir planen die Strecke nach Rundu in drei Etappen. Die erste Überwachung haben wir in der Nähe von Otjiwarongo in der Frans Indongo Lodge. Der Campingplatz ist oben auf dem Hügel, ziemlich weit entfernt von der Lodge und auf einer ziemlich ruppigen Piste zu erreichen. Der Abend mit Sonnenuntergang ist wunderschön, wir sind ganz allein und ausser den verschiedenen Vögeln hören wir nichts und niemanden.
Unser nächstes Tagespensum endet in der Nähe von Grootfontein im Roys Camp, rustikal mit vielen museumsreifen Autos und anderem „Schrott“, alles liebevoll dekoriert.
Erst am dritten Tag erreichen wir Rundu und stehen - nach dem Einkaufen im Dorf - recht feudal (mit privatem WC/Duschhäuschen) bei der Kaisosi River Lodge am Okavango. Wir kommen gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang, der Angola auf der anderen Flussseite wunderschön rot-orange färbt.
Nun liegt der Caprivi-Streifen vor uns. Als wir vor 15 Jahren hier waren, machten wir nur einen kurzen Stopp an den Popa Falls. Diesmal können wir uns mehr Zeit nehmen und freuen uns auf das Gebiet, das an das Okavango-Delta grenzt. Wir möchten eigentlich in die River Dance Lodge die uns von Edda empfohlen wurde, aber da bekommen wir erst ab dem 18. Juli einen Platz. Wir reservieren ihn und fahren ein Stück weiter bis zur Mahangu Lodge, die ebenfalls am Okavango liegt. Wir haben einen wunderschönen Platz direkt am Wasser mit vielen Hippos im Wasser, ab und zu Elefanten und Antilopen am anderen Ufer, welches bereits zum Bwabwata Nationalpark gehört. Wir sitzen den ganzen Tag hier, mal mit mal ohne Feldstecher, und bewundern die Szenerie. Das Grunzen und Schnauben der Hippos begleitet uns durch die Nacht.
Nach zwei Nächten ziehen wir um in die River Dance Lodge - ebenfalls sagenhaft schön, der Campingplatz ebenfalls mit Aussicht auf den Okavango, der hier ein paar Stromschnellen hat und weniger ruhig fliesst als bei der Manangu Lodge. Wir melden uns für das Abendessen an in der Lodge und sind begeistert: Ein Dreigang-Menü mit viel frischem Gemüse aus dem eigenen Garten. Die Abendrundfahrt auf dem Fluss buchen wir für den nächsten Tag, das Nachtessen ebenfalls… Wir verbringen einen sehr gemütlichen Tag mit Nichtstun und bewegen uns gegen vier Uhr zur Lodge für unsere Sonnenuntergangsfahrt und stellen fest, dass wir die einzigen Gäste sind. Super, eine ganz private Fahrt! Der Guide kennt den Fluss wie seine Hosentasche und steuert uns zielsicher durch die Strömung. Er zeigt und erklärt uns die Vogelwelt, wir sehen Hippos, und Krokodile, die die letzten Sonnenstrahlen geniessen, machen zum Sonnenuntergang einen Apéro-Halt und fast am Schluss entdecken wir noch vier Elefanten in Angola (d.h. am anderen Flussufer), die offenbar ebenfalls auf dem Heimweg sind. Sie bewegen sich recht zielstrebig Richtung Gebüsch. So wunderbar, und dann wieder das Menü - Luxus pur!
Nun wird es doch wieder Zeit, ein Stück weiter zu reisen. Wir wollen zum Mudumu Nationalpark und dort auf einem der drei Zeltplätze übernachten. Die Landschaft hat sich wieder verändert - das fruchtbare Uferland wird als Anbau- und Weideland genutzt, die Dörfer sind einfach aber lebendig, viele Schulkinder sind unterwegs und alle winken, wenn wir sie überholen. Als wir am Parkgate ankommen, teilt uns der Ranger mit, dass alle drei Plätze gebucht sind. Ab morgen könnten wir im Park übernachten. Also suchen wir uns ein Camp ausserhalb und stehen schlussendlich im Sharwimbo River Camp, rustikal und einfach, aber mit Donkey-Dusche und somit warmer Dusche. Die nutzen wir natürlich, denn morgen wird es weder Wasser noch Toilette geben im Park.
Gleich nach dem Frühstück fahren wir los und sind in einer halbe Stunde am Gate. Die Plätze Nummer eins und zwei sind frei, Nummer drei (am Schwierigsten zu erreichen da die Piste tiefsandig ist) scheint besetzt zu sein. Manuel, der unglaublich freundliche und hilfsbereite Ranger, erklärt uns den Park und zeichnet den Game-Drive, den er uns empfiehlt, gleich auf der kleinen Karte ein, inklusive die Strecke, die wir mit 4x4 fahren sollen, da sie tiefsandig ist. Er gibt uns auch seine Telefonnummer falls irgend etwas sein sollte. Nun kann das Abenteuer los gehen. Wir fahren langsam und halten gespannt Ausschau nach Tieren, sehen aber „nur“ ein paar Flusspferde am Hippo Pool, Springböcke und andere Antilopen. Am Nachmittag erreichen wir unseren Übernachtungsplatz. Ein Paar aus Frankreich steht schon da. Sie wollten zu Nummer drei, haben aber nach dreihundert Metern aufgegeben, zu gefährlich stecken zu bleiben… Aber sie haben Glück und bekommen den Platz Nummer 1 und können trotzdem im Park übernachten. Wir machen es uns gemütlich und sind voller Erwartung, was da kommen mag. Wir hören Hippos, sehen sie aber nicht und kurz vor Sonnenuntergang sehen wir von Weitem eine Elefantenherde, die den Fluss überquert. Wir sitzen noch eine ganze Weile an unserem Feuer, auf dem wir unser Fleisch gebraten haben, aber es tut sich nichts in unserer ganz privaten Wildnis. Die Nacht ist ruhig, wir schlafen wie die Murmeltiere. Am Morgen hören wir Elefanten, sehen aber leider keine.
Nach dem Frühstück fahren wir zurück auf die Hauptstrasse und weiter Richtung Katima Mulila. Die Strecke ist wunderschön und führt immer wieder durch kleine Dörfer mit runden, strohgedeckten Hütten und fröhlichen Menschen ringsum. Wir nehmen es gemütlich und ich komme mir manchmal vor wie eine Königin, wenn ich den links und rechts der Strasse winkenden Menschen zurück winke. Irgendwie bin ich es ja auch, denn was wir beide erleben dürfen ist ja wirklich königlich, zumindest einmalig.Auch Katima Mulila ist eine lebhaftes kleines Städtchen. Wir können uns mit allem versorgen was nötig ist, inklusive Wein und Bier was nicht unbedingt nötig wäre, aber nett ist zu haben…
Wir übernachten etwas außerhalb im Caprivi Houseboat Camp, dessen Garten ein richtiger Dschungel ist und sehr schön am Fluss liegt. Kaum haben wir uns eingerichtet kommt das Franzosen-Paar, das wir im Mudumu angetroffen haben. Sie erzählen uns eine Geschichte, die wir kaum glauben können. Ihr Platz war etwa 500m von unserem entfernt, die Bäume rings um ihren Platz waren voller Paviane und in der Nacht hörten sie ganz in der Nähe Löwen brüllen, deren Spuren sie am anderen Morgen fanden. Sie hatten so Angst, dass sie nicht in ihrem Dachzelt schliefen, sondern auf den Sitzen im geschlossenen Auto. Wir mit unserem gesegneten Schlaf hörten nichts und sahen nicht einen Pavian. So kann es sein in der Wildnis…
Heute haben wir Grenzübergang! Wir verlassen Namibia und reisen problemlos in Botswana ein. Es ist ein sehr schöner Grenzübergang, da man sogleich den Chobe Nationalpark (auf der Hauptstrasse halt) durchquert. Es dauert auch nicht lange, sehen wir die ersten Giraffen, die die Strasse gemächlich überqueren. Sie lassen sich offensichtlich nicht stören vom Verkehr. Wir checken in Kasane in der Chobe River Lodge für den Zeltplatz ein und bekommen einen der letzten Plätze. So langsam macht sich die Saison bemerkbar und die Camps sind gut besetzt. Als Urs mit der Kreditkarte bezahlen will, teilt ihm das Kästchen mit, dass sein Passwort falsch sei. Er probiert es noch einmal - mit dem selben Resultat. Das kann doch nicht sein. Er probiert es ein drittes Mal - nun kommt die Meldung, sie sei gesperrt. Nun ist guter Rat teuer. Wir haben Internet in der Rezeption und nach einigen Versuchen erreichen wir den Kartenservice. Der Mann am Telefon erklärt uns, dass wir mit der Karte beim ATM einer Bank einen kleinen Betrag abheben sollen, dann würde alles wieder funktionieren. Gesagt getan, nur hat der ATM unsere Karte gleich eingezogen und die Bank ist geschlossen. Wir sehen eine Angestellte, die heraus kommt und uns erklärt, dass die Karte gesperrt und als gestohlen gemeldet sei und sie sie nicht herausgeben dürfe. Zum Glück haben wir eine Rückfallebene und eine zweite Karte gut verstaut im hintersten Winkel des Schäftlis, das man nur öffnen kann, wenn man vorher ganz viel wegräumt. Ich mache mich ans Werk, Urs sucht im Computer nach dem richtigen Code, den er gottlob aufgeschrieben hat. Wir haben diese Kreditkarte seit Jahren nicht mehr gebraucht. Mit der EC Karte beziehen wir Bargeld für alle Fälle und gehen dann zurück zur Lodge. Die Kreditkarte und der Code funktionieren! Sehr erleichtert aber ein bisschen durchgeschüttelt von der Aufregung fahren wir auf unseren Platz. Er ist klein, hat aber ein wenig Aussicht auf den Chobe River und wir sehen ein paar Elefanten am anderen Ufer. Den grandiosen Sonnenuntergang geniessen wir in der Bar bei einem Gin Tonic!
Am Morgen fahren wir zeitig in den Park. Schon kurz nach dem Eingang - wir fahren Richtung Fluss - sehen wir eine Löwin unter einem Busch. Sie liegt, als hätte sie einen Fototermin mit uns! Dann geht es weiter zum Fluss mit den Hippos, Elefanten, Giraffen, Springböcken - es ist einfach nur ein Traum wir verbringen den ganzen Tag mehr oder weniger am Fluss, meiden die ganz tiefsandigen Stellen und haben so etwas wie ein déjà-vu, als wir uns auf einmal inmitten einer grossen Elefantenherde befinden. Rings um uns grosse, kleine, mittlere und riesige Elefanten. Wir sitzen und staunen, machen Fotos und Videos und alles ist einfach unvorstellbar schön. Auf dem Rückweg sehen wir noch einmal zwei Löwinnen, etwas weiter weg aber nicht minder fotogen. So ein wunderbarer Tag. Wir beschliessen ihn zusammen mit den la Réunion-Franzosen mit einem feinen Risotto, das Urs uns kocht.
Am Montag bringen wir kiloweise schmutzige Wäsche in die Laundry in Kasane und können sie vier Stunden später sauber und gefaltet abholen. Auch unser Truckli wird wieder einmal entstaubt und gewaschen, so dass die schwarzen Hosen nicht mehr bei jeder Berührung hellbeige Spuren haben.
Nach drei Nächten verabschieden wir uns vorläufig vom Chobe, denn wir wollen nach Zambia und auf dem Rückweg noch einmal in hier Halt machen. Der Grenzübergang dauert hier etwas länger, ist aber sehr angenehm mit äusserst freundlichen Menschen. Das Truckli muss hier von Interpol(!) überprüft werden und der Verantwortliche tut dies gründlich, sogar die Motornummer wird gecheckt und in irgend ein Buch eingetragen. Schlussendlich haben wir alle Stempel die wir brauchen und können fahren. Bis Livingstone ist es nicht mehr weit und wir können uns noch bequem mit allem eindecken, was wir brauchen: Neues Land = anderes Geld, andere Simkarte, andere Supermärkte. Hier scheint Shoprite der „gute“ zu sein, auf jeden Fall hat es eine Supermetzgerei und wir kaufen frisches Rindsfilet, das der Metzger schön pariert für uns. Nun müssen wir nur noch einen Platz zum Schlafen suchen. Der erste Versuch bei der Waterfront Lodge scheitert, weil uns die Plätze nicht wirklich gefallen. Bei der Thorn Tree Lodge können wir auf einer Wiese stehen, gleich daneben ist ein kleines Flüsschen, welches von einem Hippo bewohnt wird. Wunderschön und wir haben alles was wir brauchen. Am Morgen begnügt sich das Hippo aber nicht mehr mit seinem Tümpel, sondern grast friedlich keine dreissig Meter entfernt auf dem unteren Teil der Wiese.
Die Victoria Falls sind keine zehn Kilometer entfernt und wir sind zunächst ein wenig unschlüssig, ob wir sie noch einmal besuchen wollen - diesmal von der anderen Seite - oder ob wir in den Nationalpark fahren sollen. Das Hippo haben wir ja direkt vor unserer Nase und mit den Elefanten hatten wir so wunderbare Begegnungen, dass Urs eher zu den Wasserfällen tendierte. Und er hat so Recht: der Zambesi führt im Moment viel Wasser und die Falle sind absolut imposant. Mit lautem Donnern tost die Wassermasse über die schier endlose Kante in die Tiefe. Und auf der Zambia Seite kann man bis in die Schlucht hinunter wandern und sehen, wie sich das Wasser durch die engen Felswände presst. Der Abstieg geht locker, etwas schweisstreibender ist der anschliessende Aufstieg, aber es ist eine wunderschöne Dschungelwanderung denn hier ist es feucht und relativ warm und so sind alle Pflanzen grün.
Nach drei Nächten hier haben wir das Gefühl, angekommen und für die Weiterfahrt bereit zu sein. Wir haben erst hier bei der Planung so richtig realisiert, dass die für uns interessanten Orte recht weit entfernt sind voneinander. Wir wollen aber nicht tagelang im Auto sitzen und fahren und teilen uns darum die Strecken so gut es geht in kürzere Etappen ein. Hier in Zambia sind die Strassen ein bisschen Glückssache: Manchmal sind sie tadellos, dann wieder gibt es Abschnitte mit Löchern so gross und tief wie Badewannen, denen man ausweichen muss. Viele Möglichkeiten zum Campen gibt es nicht unterwegs und wild campen wollen wir nicht unbedingt.
Wir haben eine Strecke von ungefähr 300 km vor uns und übernachten kurz nach Monze mutterseelenallein auf einem sehr schönen Platz bei einer Farm. Die Angestellten sind - eigentlich wie immer - sehr freundlich, heizen auch gleich den Donkey ein und wir können warm duschen. Ein guter Stopp um dann gemütlich ein Stück weiter als Chirundu ins Camp am Lower Zambesi zu fahren. Unterwegs stellen wir fest, dass wir unser Truckli nicht mehr nach jedem Fahrerwechsel - Halt starten können. Manchmal geht gar nichts und die Batterie zeigt Null an, dann geht es wieder und immer öfter müssen wir beide Batterien verbinden, damit der Motor anspringt. Wir fahren recht gemütlich, achten aber zu wenig auf die spärlichen Geschwindigkeitssignale und kurz nach der Abzweigung stoppt uns die Polizei: Radarkontrolle. Urs weiss sofort, dass er zu schnell gefahren ist und wir müssen eine Busse von knapp zwanzig Franken bezahlen. Eine Zettel wird ausgefüllt, allerdings ist es keine Quittung und ich erkundige mich bei der Polizistin, ob das denn nicht korrupt sei, wenn ich hier bezahle. Sie meint, ich könne selber entscheiden und ohne Nummernschilder zur nächsten Polizeistation fahren und dort bezahlen oder aber hier und jetzt und dann weiter fahren. Es ist Samstag und wir haben keine Ahnung, wo besagte Station sein soll, also bezahlen wir an Ort und Stelle, wohl wissend, dass die Busse möglicherweise in die Taschen der Polizisten wandert.
Als wir zum Breezes Camp abbiegen wollen, sehen bei der Abzweigung ein Schild mit der Aufschrift „Breezes geschlossen“. Wir versuchen es trotzdem, weil wir gelesen haben, dass eigentlich offen sein soll. Wir finden aber keinen fahrbaren Weg zum Camp, kehren um und peilen die nächste Übernachtungsmöglichkeit an. Als wir dort an der Abzweigung stehen kommt uns ein Safari-Ausflugstoyota entgegen und ich frage die Guides, ob Breezes wirklich geschlossen sei und erkläre ihnen, dass wir keinen Weg zum Camp gefunden haben. Sie sprechen sich kurz ab und teilen uns mit, dass sie uns hinführen werden. „Just follow us“. Super! Wir wären eigentlich richtig gewesen, haben aber die Zufahrt zu weit oben gesucht. Wir passieren ein Tor und dann führt eine schmale Piste bis zum Camp. Bevor sich die beiden verabschieden, erzählen wir dem Besitzer die Geschichte unserer Suche und er notiert sich sofort die Namen und Telefonnummern der beiden für den Fall, dass er Personal brauchen sollte. So gut! Die beiden verabschieden sich mit strahlenden Gesichtern. Ein Trinkgeld und ein eventuelles Jobangebot, die Hilfsbereitschaft hat sich gelohnt! Hier bei der Lodge ist alles ein wenig am Entstehen, die geplanten Häuschen sind noch nicht fertig aber der Platz ist superschön. Wir erklären dem freundlichen hilfsbereiten Besitzer, dass wir Strom brauchen, weil unsere Batterie offensichtlich ein Problem hat. Er holt sofort einen seiner Arbeiter und ein Messgerät und die beiden prüfen unsere Batterie. Sie scheint definitiv den Geist aufzugeben. Gottlob können wir die Haushaltbatterie nutzen, so sollten wir es auch bis Lusaka schaffen ohne stehen zu bleiben.
Eigentlich sind wir hier, weil Urs von einer mehrtägigen Kanutour träumt. Es ist heiss, es hat sehr viele Flusspferde, es hat Krokodile und ab und zu überqueren auch die Elefanten den Fluss, im Kanu gibt es keinen Schatten, und so gut in Form sind wir auch wieder nicht. Der langen Rede kurzer Sinn: Urs träumt immer noch von der Kanutour.
Angesichts der kaputten Batterie verzichten wir darauf, noch weiter Richtung Parkeingang zu fahren und machen uns auf den Weg nach Lusaka. Diesmal achten wir peinlich genau auf die Schilder, fahren oft nur 60 km/h, obwohl es eigentlich keinen Anlass gäbe ausser dass die Beschränkung halt nicht aufgehoben ist. Wir fahren ins Lukasa, ein Camp, das von einem holländischen Paar betrieben wird und sehr schön und praktisch am Stadtrand gelegen ist. Als wir auf den Platz fahren steht da ein weisser Hilux mit der Aufschrift „FREE & WILD OVERLANDING“ Urs erkennt das Auto sofort und die Charline, die Besitzerin, staunt zunächst, hat dann aber auch das Aha-Erlebnis: Wir haben uns im Orange Ville in Südafrika getroffen bzw. gesehen, denn sie war mit ihrem Besuch aus Frankreich beschäftigt.
Wir stellen uns in den wunderschönen Garten, können unser Truckli mit Strom versorgen und fahren am nächsten Morgen zu der von Harry empfohlenen Tankstelle, die auch Batterien verkauft. Der nette Angestellte misst unser Sorgenkind noch einmal und schüttelt den Kopf: Sie muss ersetzt werden. Er holt eine passende und wechselt sie gleich aus. Eine knappe Viertelstunde später sind wir wieder auf der Strasse und alles funktioniert. Am Abend isst der ganze Platz zusammen mit Harry und seiner Familie. Es gehört zum Konzept des Camps, dass alle die wollen sich für’s Nachtessen anmelden können. Ein riesiger Tisch wird draussen gedeckt und um sieben wird das von Harrys Frau gekochte Menü serviert. Es wird ein richtig fröhlicher Abend mit Reisenden aus Frankreich/Marokko, Italien, Deutschland, Südafrika und den Niederlanden.
Nun geht es weiter Richtung South Luangwa, das knapp 730 km entfernt ist. Wir teilen uns die Strecke in drei Etappen ein und vereinbaren mit Charline, uns am Abend im Bridge Road Camp zu treffen. Wir müssen noch einkaufen und Bargeld beziehen, es dauert eine halbe Ewigkeit, denn die Geldautomaten scheinen alle nicht zu funktionieren. Schlussendlich werden wir an einer Tankstelle fündig und können endlich fahren. Die Strasse scheint nicht schlecht zu sein, führt aber durch viele Dörfer und überall ist Markt und ein munteres Durcheinander auf und neben der Strasse. Alle sind unterwegs, kaufen und verkaufen Gemüse, Schuhe, Trödel und alles, was man irgendwie unter die Leute bringen kann. Kunterbunt, lebhaft und fröhlich. Wir sind in dem Afrika angekommen, das wir uns vorgestellt haben. Mehr als einmal halten wir an, schauen ein wenig zu, kaufen Tomaten und Bananen - dummerweise haben wir schon im Shoprite ein wenig Gemüse gekauft. Die Strasse wird leider wieder schlecht und die überraschenden „Badewannen“ im Teer häufen sich. Im Zick-zack wursteln wir uns durch die schlimmsten Abschnitte und erreichen das Camp erst gegen 17 Uhr. Es ist einfach, mit rustikaler Dusche und Toilette, aber sauber und das Wasser ist heiss. Mehr braucht es nicht. Gegen 19 Uhr kommt dann auch Charline an und wir essen zusammen ein Picknick-Znacht.
Am Morgen starten wir unsere nächste Etappe zeitig. Nach der Brücke ist die Strasse richtig gut, keine Löcher mehr und glatter Teer, ein wahrer Luxus für uns. Es gibt so viel zu sehen unterwegs, schöne Landschaften, lebhafte Dörfer, vollbepackte Velofahrer, überall riesige Säcke mit Holzkohle, die feilgeboten werden, viele Missionen und Schulen, Ziegen und Kühe neben und auf der Strasse. Unseren Halt machen wir wie geplant in Chipata und richten uns auf dem Mamarula Camp ein. Es gefällt mir eigentlich nicht hier, aber für eine Nacht ist es in Ordnung. Mit ein bisschen insistieren wird auch der Ofen für das Warmwasser angezündet und wir können uns den Staub der Strasse abwaschen. Charline ist durchgefahren und hat uns geschrieben, dass beide Camps, das Wildlife und das Croq Valley, komplett ausgebucht seien. Urs versucht, per Internet eine Reservation zu machen und ist - oh Wunder - erfolgreich. Beruhigt gehen wir schlafen und freuen uns auf alles, was da kommen wird.
Nach nur knapp 130 km auf einer abwechslungsreichen und nicht allzu schlechten Strasse erreichen wir das Wildlife Camp in Mfuwe. Wir fahren zur Rezeption und erhalten die Auskunft, dass bis am 11. August alles ausgebucht sei und das System leider einen Fehler gemacht habe. Wir machen lange Gesichter, haben wir uns doch so sehr auf diesen Platz gefreut und darauf vertraut, dass unsere Reservation erfolgt sei. Urs hat Geburtstag und ein Platz in diesem Camp wäre das schönste Geschenk gewesen. Ziemlich niedergeschlagen und enttäuscht fahren wir zurück zum Zeltplatz, der ein ganzes Stück von der Lodge mit Rezeption entfernt liegt. Charline ist da, allerdings auch nicht auf einem „richtigen“ Platz sondern ganz hinten versteckt neben dem Wasserloch. Sie erzählt uns, dass der Besitzer sie dort hat übernachten lassen und dass sie sich heute den Platz Nummer 1 teilen könnte mit einem Amerikaner. Sie möchte das aber nicht unbedingt und rät uns, ihn zu fragen ob wir an ihrer Stelle dort stehen könnten. Bud ist nett und findet es überhaupt kein Problem, mit uns zu teilen. Mit einem Schoggi bedanken wir uns, fahren zurück zur Rezeption und machen alles klar. Drei Nächte können wir sicher da sein, nachher schauen wir weiter.
Mittlerweile hat sich eine Elefantenherde am Wasserloch eingefunden, keine 30 m von Charlines Platz entfernt. So imposant und schön, wir können es kaum glauben. Wir richten uns ein und schauen uns um: Vorne im Fluss Hippos und Krokodile, rings um uns Affen und hinten am Wasserloch abwechslungsweise Giraffen, Elefanten, Wasservögel und Springböcklein. Das Camp macht seinem Namen alle Ehre. Am Abend feiern wir Urs’s Geburtstag zusammen mit Bud und Charline mit Spaghetti Bolognese und einem grossen bunten Salat mit all den Zutaten, die wir gemeinsam haben und sind einfach nur glücklich, dass wir hier sein dürfen.
Als wir so langsam am Zusammenräumen sind kommt der Security-Mann und flüstert, dass gerade ein Löwe den Fluss überquert hat und jetzt dem Strand entlang geht. Wir springen auf und folgen ihm und wirklich: Wunderschön marschiert der Löwe, schwach beleuchtet vom Licht der Lampe, Richtung Lodge. Happy Birthday lieber Urs!
Für den nächsten Abend buchen wir einen sogenannten Night Drive und sind sehr gespannt auf den Nationalpark. Um 16 Uhr starten wir und sind sehr bald ziemlich enttäuscht von der Fahrt. Es geht alles viel zu schnell, wir brettern von einem Aussichtspunkt zum nächsten, haben kaum Zeit ein schönes Foto zu machen und von Beobachten der Tiere kann keine Rede sein. Trotzdem sehen wir einen männlichen Löwen unter einem Baum liegen und eine Hyäne, die ziemlich unbeeindruckt von den Touri-Autos neben uns vorbei marschiert. Bei Sonnenuntergang stehen wir am Fluss, es gibt ein Bier und Popcorn, dann geht es in der Dunkelheit im selben Stil weiter, nur dass jetzt der Beifahrer Bäume und Büsche mit einer starken Lampe von links nach rechts und wieder zurück beleuchtet. Und genau das Gleiche machen die anderen 15 Game-Drive-Autos auch. Sehen tun wir eigentlich nichts und falls da irgendwelche Tiere sind, müssen sie sich total gestört fühlen.
Wir verbringen sechs Nächte an diesem wirklich traumhaften Ort und können dank Urs’s Hartnäckigkeit - er geht jeden Morgen zur Rezeption und fragt nach freien Plätzen - nach zwei Tagen auf den Superplatz Nummer 7 direkt oberhalb des Flusses wechseln - einfach nur schön. Den Park erkunden wir dann auf eigene Faust, fahren ganz langsam kreuz und quer, stehen am Fluss und an den Wasserlöchern und schauen einfach was kommt und was geht. Wir beobachten die Tiere, geniessen die abwechslungsreiche Landschaft mit Buschland, grossen weiten Flächen mit ein paar Bäumen, das Flussufer mit seinen Sandbänken bis hin zu dschungelartiger Vegetation. Den Leoparden verpassen wir knapp, aber so ist die Natur: Die Tiere bewegen sich, mal sieht man sie, dann sind sie schon wieder verschwunden.
Es fällt uns richtig schwer, uns von hier zu verabschieden. Ein kleiner Trost: Wir können ja wieder kommen…