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Am Freitagmorgen landen wir wieder glücklich in Windhoek. Wir sind so schnell durch die Einreisekontrolle, dass wir schon draussen an der Sonne sitzen als Uwe uns ganz verblüfft begrüsst - er hatte sich auf eine längere Wartezeit eingerichtet… Es ist schön, bei der Ankunft schon so herzlich willkommen geheissen zu werden, auf der Farm wiederholt sich das Ganze mit Janet, Uwes Frau. Den beiden geht es gut, das Zebra ist immer noch bei der Ochsenherde, ein paar Wilderer haben einen Ochsen gestohlen, wurden aber so schnell erwischt, dass zumindest das Fleisch noch sicher gestellt werden konnte. Bei den Leoparden ist das anders, da hilft keine Polizei. Den einen hat Uwe geschossen, als er in der Nacht Kälber gleich vor dem Farmhaus riss. Der zweit treibt weiterhin sein Unwesen in der Mutter-Herde.
Es ist ein bisschen grüner geworden in der Zwischenzeit, wirklich viel geregnet hat es aber nicht und alle warten auf das kühlende Nass, das noch kommen sollte. Allerdings ist ausser ein paar Schönwetterwolken nichts Regen verheissendes am Himmel und die Hitze macht uns arg zu schaffen. Schnell sind Jeans und Pullover verschwunden und haben kurzen Hosen und T-Shirt Platz gemacht - alles liegt frisch gewaschen und gefaltet bereit für uns. Nach dem Begrüssungskaffee und einem Schwatz laden wir unser Gepäck ins Truckli, das tiptop geputzt auf uns wartet. Wir verabschieden uns von unseren herzlichen Gastgebern, bedanken uns noch einmal und machen uns auf den Weg in die Stadt. Erste Station ist das Road-Tax-Büro, wo wir das Strassengebühr Formular erneuern und bezahlen müssen. Es liegt in der Nähe der Maerula-Mall mit Spar und Tops und allem was wir sonst noch brauchen, inklusive Sim-Card und Datenpaket für unseren Netgear-Hotspot und natürlich den blauen Blind Tiger Gin. Ein paar Stunden später sind wir im Urban Camp und beginnen mit Einräumen - eine schweisstreibende Angelegenheit bei diesen Temperaturen! Wie froh sind wir, dass an der Bar eiskaltes Bier gezapft wird, unseres ist nämlich erst in den Kühlschrank gekommen.
Wir geniessen es, dass es jetzt, im hiesigen Sommer, länger hell ist und wir bis fast um acht Uhr ohne Licht draussen sitzen können. Die Nacht - wir sind eigentlich todmüde - verbringen wir dann schwitzend im sauheissen Truckli, ringsum nur das Mückenzelt aber trotzdem wird es erst in den frühen Morgenstunden etwas kühler. So ist das halt jetzt!
Bis am Montag müssen wir nun warten, denn unser Truckli braucht ebenfalls eine Kur in Form eines grossen Services, den Kobus eingeplant hat. Wir müssen den Wecker richten, denn in den Morgenstunden schlafen wir am besten und wir müssen um acht Uhr in der Werkstatt sein. Mit einem Kaffee im Bauch fahren wir los und sind die ersten Kunden, die ihr Auto bringen. Auch hier werden wir herzlich begrüsst und besprechen gleich den Service. Einen neuen Reifen brauchen wir ebenfalls, der sollte schon bestellt sein. Am Abend sollte das Truckli wieder fahrtüchtig, wenn auch nicht ganz fertig sein, versichert uns Kobus. Wir gehen erst einmal ausgiebig frühstücken in die nahe gelegene Mall und kehren dann noch einmal zurück um zu schauen, ob alles planmässig läuft und wir allenfalls ein Taxi zurück ins Camp bestellen können. Alles ist gut, wir brauchen auch kein Taxi sondern werden vom Fahrer zurück gebracht. Super Service. Gegen Abend holen wir das Truckli - es braucht nach unseren abenteuerlichen Fahrten durch die diversen Parks hinten schon wieder neue Stossdämpfer - und erfahren, dass solche im Moment fast nicht aufzutreiben sind. Viele Betriebe nehmen erst im Verlauf dieser Woche die Arbeit wieder auf. Kobus hofft, dass er vielleicht morgen oder dann halt übermorgen fündig wird. Also kommen wir morgen wieder.
Im Camp verlängern wir unseren Aufenthalt und trösten uns mit einem kalten Bier. Am Dienstag sind wir um acht wieder dort, leider vergeblich. Er hat noch keine Stossdämpfer. Wir stellen uns auf eine längere Wartezeit ein und sind dann positiv überrascht, dass es am Mittwoch doch klappt. Kobus konnte keine ToughDog-Stossdämpfer, die wir eigentlich wollten, finden, hat jedoch eine anderes australisches Produkt, das er uns einbauen kann. Wir machen es wie gewohnt: Auto in der Werkstatt stehen lassen und schön frühstücken in der Mall. Die Bedienung kennt uns bereits und strahlt, als wir eintreten. Um elf Uhr ist alles fertig und wir gehen gleich in den Offroad Shop schräg vis-à-vis - er ist ab heute auch wieder offen - um Sandbleche zu kaufen. Das ist meine Bedingung, wenn wir ganz allein in die Kalahari fahren wollen.
Am Mittag sind wir also wieder startklar und fahren gleich los Richtung Botswana.Unser Etappenziel ist das Xain Quaz Rest Camp vor Gobabis, also knapp 200 km Fahrt. Wir geniessen es, wieder unterwegs zu sein. Streckenweise ist es ziemlich grün, dann wieder sehr trocken und man spürt den fehlenden Regen schon. Im Camp angekommen sind wir die einzigen Gäste auf einem grossen Platz, jeder mit eigenem WC / Duschhaus ausgestattet. Der freundliche Besitzer bestätigt uns, dass er sehnlichst auf Regen wartet und seine Farm richtig ausgetrocknet sei. Urs kocht uns ein schönes Znacht und zusammen mit Pfauen, Hühnern mit Federn an den Füssen, Schafen und Ziegen, die nach den wenigen Gräsern suchen, verbringen wir den Abend.
Am Morgen werden wir von der Putzfrau geweckt: Sie bringt uns auf einem Tablett zwei Tassen Kaffee und süsses Gebäck - welch schöne Überraschung! Trotzdem geniessen wir dann unser eigenes Frühstück - schliesslich gibt es bei uns immer noch Schweizerkäse vom Märet in Solothurn! Regula hat ihn für uns vakuumverpackt und er schmeckt wie daheim.
Auf der Fahrt Richtung Grenze kommen wir in eine Polizeikontrolle. Der junge Polizist entdeckt unseren alten abgelaufenen Versicherungskleber von Sambia an der Windschutzscheibe und meint, das gäbe eine Busse. Es sein verboten, mit abgelaufenen Klebern herum zu fahren. Ich versuche ihm zu erklären, dass der Kleber nichts mit Namibia zu tun habe und reisse ihn ab. Er beharrt noch ein Weilchen auf der Busse, gibt dann aber auf und erklärt noch, dass wir den vernichten müssen, denn in Botswana würde es richtig teuer werden, wenn sie den finden würden… Wir fahren weiter, der Grenzübergang ist wie immer einfach, freundlich und recht schnell, wir sind am Mittag schon in Ghanzi. Hier müssen wir noch Bargeld beziehen und eine Sim-Karte kaufen. Es gibt auch ein Büro, in dem wir die Plätze im Kalahari Nationalpark reservieren können und da wir ja genügend Zeit haben, erledigen wir dies auch gleich. Wir finden das Gebäude, werden im hintersten Raum fündig: Zwei Damen warten auf Kundschaft. Die Computer laufen nicht und als wir unser Anliegen vorbringen, nimmt eine der Frauen ein Blatt Papier und rechnet uns vor, was das alles kosten wird. Als wir einverstanden sind, telefoniert sie mit dem Hauptbüro und reserviert die Plätze telefonisch. Dann füllt sie eine Quittung aus, wir bezahlen und fertig ist. Bleibt nur zu hoffen, dass das wirklich klappt mit dem Papier… Dann checken wir etwas ausserhalb des Städtchens wieder im Sympanie-Camp ein, auch hier sind wir mutterseelenallein auf dem immer noch wunderschönen Platz. Wir bleiben zwei Nächte, geniessen Camp und Swimmingpool und - ein bisschen auch aus Mitleid - essen wir am zweiten Abend im Restaurant.
Wieder in Maun steigen wir im Audi Camp ab. Eigentlich hätten wir noch einmal bei „Marc’s Eatery“ essen wollen aber der hat leider zu wie wir bereits beim vorbeifahren feststellen mussten. Also halt nicht. Wir bleiben trotzdem zwei Nächte auf dem ziemlich einsamen Platz und haben eine nette Begegnung mit einer französisch-marokkanischen Familie, die mit ihrem kleinen Iveco seit Wochen hier festsitzen. Sie wollten in den Moremi NP und haben schon bei der ersten Flussdurchquerung Wasser in den Motor bekommen. Nun warten sie auf Ersatzteile und hoffen, in den nächsten Tagen weiterfahren zu können.
Nun geht es also los Richtung Kalahari. Gerüstet sind wir ja jetzt mit unseren neuen Sandblechen… Wir fahren bis zum Boteti Rivercamp und wollen dort eigentlich übernachten, bevor es dann richtig in die Wildnis geht. Als wir den neuen Preis hören, überlegen wir es und dann aber anders: 20 Dollar pro Person für einen nicht wirklich schönen Platz ist dann doch zuviel. Bevor wir weiter fahren schauen wir uns noch den Fluss an. Ich ging davon aus, dass er nun viel Wasser habe, aber er hat fast gar keines mehr, wir könnten ihn jetzt trocken überqueren!
Wir übernachten im Rakops Riverside Camp, gleich bei der Zufahrt in die Kalahari. Die Landschaft hat sich ziemlich verändert, alles ist flaches weites Grasland und wird von Kühen und Ziegen, ab und zu Eseln und Pferden abgeweidet. Man muss höllisch aufpassen beim Fahren, denn die Tiere überqueren die Strasse halt grad wie sie Lust dazu haben oder wo sie auf der anderen Seite frischeres Gras vermuten. Von Regen ist immer noch keine Spur und wir suchen Schatten wo wir können, denn die Sonne brennt fast unerträglich. Die Menschen am Strassenrand benützen ihre Regenschirme jetzt halt einfach als Sonnenschirme 😀.
Heute also geht es los in unser Wildnis-Abenteuer. Ein bisschen Respekt haben wir schon, aber wir sind zuversichtlich. Einsame 40 km liegen vor uns bis zum Gate des Nationalparks. Die Piste ist hart, bumpy und ab und zu etwas sandig. Aber nie so, wie wir das erwartet hätten. Nach den ersten paar Kilometern beginnt es buschig zu werden. Alle Sträucher und Bäume haben Blätter und so wirkt es manchmal, als ob wir in einem Tunnel fahren würden. Oft ist es eng und die bis zu 10 cm langen Dornen hinterlassen arge Spuren auf beiden Seiten unserer armen Turcklis…
Am Gate angekommen erklärt uns der Ranger auf der Karte an der Wand den Weg und welche Camps wir haben, dann dürfen wir noch ein wenig vom spärlich fliessenden Wasser in unseren Reserve-Kanister füllen und schon sind wir im Park. Auch hier gibt es praktisch keine tiefsandigen Abschnitte, dafür holpert und schüttelt es, wenn wir durch die tiefen Rillen und ausgetrockneten Pfützen fahren. Tiere sehen wir fast keine auf dem ersten Abschnitt, erst als wir die erste Grasland-Pfanne erreichen, weiden Oryxe, Springböcke und ein paar wenige Gnus. Um zu unserem ersten Camp zu kommen, windet sich die Piste nordwärts und ist extrem eng, das heisst es gibt noch mehr Schrammen ins Truckli… Tut grad ein wenig weh beim Zuhören! Aber der Platz liegt wunderschön ist sauber und ein grosser Baum spendet den nötigen Schatten. Wir richten uns ein und gehen gegen Abend auf Pirschfahrt. Auch hier weiden Antilopen-Tiere oder stehen noch im Schatten der wenigen Bäume, die wie kleine Inseln in der Weite der grasbewachsenen Pfannen liegen. Keine Löwen, keine Leoparden und auch keine Geparde… Trotzdem wunderschön und ganz anders, als wir es uns vorgestellt haben. Man sieht nicht weit, alles ist grün, entweder mit Dornbüschen oder dann hohem Gras überwachsen. Zurück auf unserem Platz kochen wir noch beim letzten Tageslicht unser Abendessen und bewundern die langsam aufscheinenden Sterne, die später in der totalen Dunkelheit funkeln wie man es nur in so abgelegenen Gegenden sieht. Ab und zu trägt der Wind einen strengen Geruch bis zu uns und wir vermuten, dass Löwen in der Nähe sein könnten. Auf jeden Fall bleiben wir immer nahe am Truckli Eingang. Man weiss ja nie so genau was da in der Dunkelheit herumstreift. Wir stellen den Wecker auf halb sechs, damit wir morgen wirklich früh los können.
Um sechs Uhr können wir Richtung Wasserloch ganz in der Nähe starten und sind zunächst ziemlich enttäuscht, dass kein einziges Tier da ist. Als wir dann aber ganz langsam ringsum fahren sieht Urs eine Bewegung unter einem Baum. Und wirklich liegen da zwei wunderschöne Löwinnen faul im Schatten. Ab und zu hebt eine den Kopf, schaut ein bisschen, legt sich wieder hin. Dann kommt eine Gruppe Oryxe die ans Wasser möchten. Schwupps steht die Löwin, macht ein paar Schritte in ihre Richtung - so quasi ein Scheinangriff - sie ziehen sich wieder zurück und die Löwin legt sich wieder hin. Nun ist klar, warum das Wasserloch verlassen da liegt…
Durch enge Pisten fahren wir langsam zu unserem nächsten Camp, dem Kori-Campsite 1. Ausser einem Engländer begegnen wir in der ganzen Zeit keiner Menschenseele - wir sind wieder einmal neben der Saison unterwegs. Auf den weiten Pans grasen Oryxe, die kleinen tifigen Springböcklein und wenn man gut schaut, findet man auch mal Löffelhunde (wegen der löffelförmigen Ohren so genannt) und natürlich die herzigen Erdmännchen, die gut bewacht vom Scheff, nach Nahrung suchen. Am Nachmittag ziehen rings um uns riesige Gewitterwolken auf. Wir machen trotzdem unser Feuer, auf dem wir Würste braten wollen, und kaum züngeln die ersten Flämmchen zaghaft kommt so starker Wind auf, dass wir nicht sicher sind, ob wir unser kostbares Wasser zum Löschen einsetzen sollen. Aber das Feuer ist recht weit weg vom trockenen Gras und es fliegen keine Funken. Einfach die Flammen sind lang und fegen über die Feuerstelle. Nach einiger Zeit beruhigt sich das Ganze und wir haben schöne Glut, rings um uns blitzt und donnert es, Wolken leeren aus, es gibt einen Regenbogen und wir bleiben trocken mittendrin. Der anschliessende Sonnenuntergang ist traumhaft und wir geniessen unser Nachtessen - Bohnensalat aus frischen grünen Bohnen und Grillwürste.
Am nächsten Morgen fahren wir noch einmal einen längeren Loop, ohne Löwen diesmal, und steuern dann langsam wieder das Gate an. Zurück auf der Teerstrasse umfahren wir die geschlossene Diamant-Minen-Stadt Orapa und übernachten kurz darauf in der Tuuthebe Lodge auf einem schönen Platz an einem Teich. An der Rezeption kaufen wir Grillfleisch aus dem Kühler, schmecken tut es dann allerdings nicht wirklich gut. Auch hier zieht ein Gewitter auf und im Nu stehen wir in riesigen Pfützen - es ist, als ob eine Dusche aufgedreht worden wäre. Das Ganze dauert keine halbe Stunde und schon scheint wieder die Sonne und saugt die Nässe, die noch nicht versickert ist, auf.
Unseren nächsten Halt machen wir in der Nähe von Serowe im Khama Rhino Sanctuary. Dabei handelt es sich um ein 4300 ha grosses Schutzreservat, das das Überleben der letzten Nashörner Botswanas sichert. 1992 gab es im ganzen Land gerade noch neun Nashörner, ein Jahr später, als das Schutzgebiet eröffnet wurde, waren es noch deren 5. Heute teilen sich 55 Breitmaul- und 5 Spitzmaulnashörner das Gebiet mit Giraffen, verschiedenen Antilopen, Warzenschweinen und vielen Vogelarten. Unser Platz liegt wunderschön unter Bäumen und hat alles, was man braucht: Grillstelle, Wasser und einen blitzsauberen Toiletten-/Duschblock. Wir richten uns ein bevor wir uns auf die Pirsch begeben. Eigentlich erwarten wir nicht so viel und sind dann total überrascht. Zuerst begegnen und Zebras und Giraffen, dann Warzenschweine und in einem Wasserloch badet eine Nashornmutter mit ihrem Baby - leider auf der anderen Seite… Superschön. Wir beobachten das das Kommen und Gehen am Wasser lange und unsere Geduld wird belohnt: Plötzlich entsteht Bewegung am anderen Ende und die Nashornmama führt ihr Junges direkt auf uns zu und vor unserem Tuckli durch wieder in die Buschlandschaft. Als wir weiterfahren begegnen wir einer siebenköpfigen Gruppe dieser schönen Tiere und staunen, wie sie wie Rasenmäher die feinen Gräser rund um ein weiteres Wasserloch abgrasen. Einfach nur imposant. Es ist so schön, dass es gelungen ist, diesen Tieren auch in Botswana ein sicheres Zuhause zu schaffen, dies allerdings nur mit einer 24-Stunden-Security durch die Botswana Defence Force, die hier stationiert ist.
Unsere letzte Nacht in Botswana verbringen wir in Martins Drift an der Grenze zu Südafrika. Der Platz ist nicht wirklich schön aber zweckmässig. Das Restaurant hat eine sehr schöne Holzterrasse auf den Limpopo-Fluss und ist - heute ist Samstag - gut frequentiert. Die afrikanischen Frauen kommen teilweise in Abendkleidern und ich kann ihre kunstvollen Frisuren nicht genug bestaunen. Jede ist anders und jede wunderschön: Kurze Zöpfchen, lange Zöpfchen, blonde Zöpfchen, schwarze Zöpfchen, einmal offen getragen, dann wieder zusammengebunden, manchmal hochgesteckt und manchmal ein bisschen von allem. Jeder Kopf hat ein anderes Muster - einfach nur schön!