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Wir kommen gut an in Port Elisabeth und lassen uns mit dem Taxi zum B&B Beach Walk fahren, wo wir für zwei Nächte reserviert haben. Es wurden dann deren vier, da das Schiff später ankam als geplant, der Zoll nur eingeschränkt arbeitete, da der 26. April Feiertag war, und schliesslich die Hafenbehörde bereits geschlossen hatte, als der Zoll unser Truckli freigegeben hatte.
Mit Strandspaziergängen, Sim-Karte kaufen etc. vertreiben wir uns die Zeit. Essen und Trinken - vor allem im nahen Restaurant Ginger - waren sensationell! Für uns etwas fremd: Die Tische waren entweder von weissen oder von dunkelhäutigen Menschen besetzt. Eine Mischung gab es nicht. Hingegen war das Personal durchgehend dunkelhäutig. Das hatten wir eigentlich auf unseren ganzen Reisen nie so extrem erlebt und es fühlt sich gewöhnungsbedürftig an.
Am 27. werden wir dann von Tracy abgeholt und zum Hafen gefahren. Unsere Gesichter werden ziemlich lang, als wir die Unordnung im Truckli sehen: Auf den Vordersitzen liegen die SkipBo Karten verstreut, der Benzinkocher ist ausgepackt, ein Päckli Rösti und ein Thermoskrug liegen herum. Alle Kleidersäcke und die Schränke sind offen. Auf den ersten Blick fehlen aber nur eine Thermoskanne, die Spiele, die wir mitgenommen haben, die Stirnlampen und die Taschenmesser. Wir entscheiden uns, ohne Polizeianzeige und all dem drum und dran, das es mit sich bringen würde, unsere Reise Richtung Addo Nationalpark zu starten.
Die Fahrt durch Port Elizabeth zeigt uns ein anderes Bild der Stadt: Ziemlich schmuddelig mit viel Abfall links und rechts ist das Hafenviertel, dann kommen wieder Villenviertel und am Stadtrand beginnen dann die dicht an dicht stehenden Wellblechhütten, umgeben von Abfall, aber mit vielen Wäscheleinen, an denen bunte Kleidungsstücke im Wind flattern. Fremd und elend.
Je weiter wir fahren, desto unbewohnter ist die Gegend und so langsam bestimmt die Natur das Bild. Halbwüstenartig mutet die Gegend an, einsam gelegene Höfe, grasende Schafherden, ab und zu eine Gruppe Springböcke und das Gefühl des „Unterwegs-seins“ stellt sich ein.
Im Nationalpark angekommen kaufen wir uns die sogenannte „Wildcard“ die uns für ein ganzes Jahr den Eintritt in die verschiedenen Nationalparks Südafrikas sichert. Urs hat sich kundig gemacht und als der Ranger den Preis nennt, schüttelt er den Kopf: das kann nicht stimmen, der Betrag müsste dreimal höher sein. Der Fehler ist bald entdeckt. Swasiland kommt in der Auswahlliste vor Switzerland…
Auf unserem Platz beginnen wir dann, unser Truckli wieder in Form zu bringen. Alles wieder an seinen Platz und oh Wunder, die Tasche mit den Spielen finden wir wieder. Die Stirnlampen und die Messer kommen ein paar Tage später ebenfalls ans Tageslicht und letztlich fehlt genau eine Thermoskanne. Wir staunen und können uns nicht wirklich erklären, was der Mensch denn eigentlich gewollt hatte.
So, die erste „Pirsch“ steht an. Wir stehen früh auf und bei Sonnenaufgang sind wir bereit für die Fahrt durch den Park. Und wir werden nicht enttäuscht: Nach vielen Sch…haufen auf der Strasse steht plötzlich der erste graue Riese neben uns im Gestrüpp. Nicht viel später, an einem Wasserloch, vergnügt sich eine ganze Familie, Bullen, Kühe und Junge jeden Alters. Letztere werden jedoch gut behütet von ihren Müttern und Tanten. Das ist ganz anders, als wir die nächste Familie beim Grasen beobachten können. Hier dürfen die Jungen herumtollen und miteinander spielen. Wir könnten stundenlang zu schauen und staunen. Der Addo Elephant Nationalpark ist definitiv eine Reise wert! Auch der nächste Tag vergeht wie im Flug: Elefanten, eine grosse Schildkröte, die nicht so richtig weiss, ob sie die Strasse überqueren will, ab und zu kleine Gruppen von Zebras, Büffel gleich um die Ecke, Schweine und Springböcke. Und auf der Strasse hunderte von Käfern, die den Dung der Elefanten zu Kugeln rollen und ihren Nachwuchs in Form von Eiern hinein legen. Wir werden so richtig verwöhnt und geniessen die reiche Tier- und Pflanzenwelt, die sich uns bietet.
Die Fahrt zum Mountain Zebra Nationalpark, unserem nächsten Ziel in der Karoo, ist eindrücklich.Verkehr hat es praktisch keinen und wir können die wunderschöne Landschaft in aller Ruhe geniessen. Der Nationalpark ist super gelegen, die Stellplätze gut, Duschen und WCs immer blitzblank sauber. Die Pirschfahrten sind landschaftlich ein Traum, von den Tieren her etwas weniger spektakulär aber wir sehen immer wieder Zebras, Springböcke und andere antilopenartige Tiere. Auf dem Platz wohnen Affen, die ab und zu vorbeischauen. Wir sitzen vor dem Trucklieingang, beide in unsere Bücher vertieft, als wir es Rascheln hören. Einer der Affen hat sich unbemerkt hinein geschlichen und nimmt meine ganze Büchse Kaugummi mit auf der Flucht ins nächste Gebüsch… Wir hören nur noch herunterfallende Kaugummi-Dröpsli. Noch am nächsten Tag treffen wir Kaugummi kauende Affen im Gebüsch, die den Mund mit Gras kühlen müssen, wenn der Pfefferminzgeschmack zu fest brennt.
Beim Feuer machen im Braai-Ring tun wir uns noch etwas schwer, merken allerdings bald, dass wir unser Beil hervorholen und das gekaufte Feuerholz in kleinere Stücke spalten müssen. Die Übung fehlt uns noch ein bisschen, aber es wird immer besser.
Auf dem Weg zum Karoo Nationalpark machen wir im kleinen Ort Graaf Reinet Halt und übernachten auch gleich da. Der hübsche Zeltplatz im Garten eines kleinen-Resorts ist ideal zum Verweilen. Der Spaziergang durch das Städtchen ist beschaulich, in Kontakt mit den Menschen kommen wir aber irgendwie nicht. Das Restaurant, in dem wir zu essen hofften, hatte geschlossen und so kochten wir unser Znacht halt selber und konnten bei angenehmer Temperatur noch eine ganze Weile draussen sitzen.
Durch das Valley of Desolaten geht es weiter Richtung Karoo Nationalpark, den wir am frühen Nachmittag erreichen. Wir machen es uns erstmal gemütlich an der Sonne. Wie überall auf den Zeltplätzen hat es einen Braai-Ring zum Feuer machen und grillieren. Überhaupt sind die Camps super eingerichtet und die WC/Duschen immer blitzblank sauber. Einzig die Lagen mit dem Toilettenpapier muss man selber falten…
Zu unserer Beobachtungs-Fahrt starten wir am nächsten Morgen, dafür zeitig, um den Sonnenaufgang und das frühe Morgenlicht, das die Berge rotgolden färbt, geniessen zu können. Tiere sehen wir nicht wahnsinnig viele, aber immer wieder tauchen Zebras und verschiedene Arten von Horntieren auf. Einzig die Schildkröten lassen sich nicht blicken, aber denen ist es wohl bereits zu kalt und sie sind nicht sehr aktiv. Die Landschaft ist sehr eindrücklich: Halbwüstenartige Weiten mit trockenem Gras und Dornbüschen, Felsen und Schluchten.
Geplant hatten wir unsere nächste Übernachtung eigentlich in Prince Albert, aber der Wetterbericht für den nächsten Tag ist schlecht und heute haben wir strahlenden Sonnenschein. Also wird unser Halt kurz, wir kaufen das Nötigste ein und lassen beim Agri-Supermarkt - südafrikanische „Landi“ - unsere Gasflasche füllen. Mit Weh und Ach gelingt es und schon sind wir auf der Strasse Richtung Swartberg Pass, gemäss Reiseführer einem Highlight. Und wirklich, zunächst durch eine Schlucht wie eine kleine Oase führt die mit Trockenmauern befestigte Strasse steil bergan. Die Aussicht von der Passhöhe ist überwältigend und nur langsam fahren wir auf der anderen Seite in sanften Kehren wieder ins Tal hinunter. Schliesslich schlagen wir unser Lager in Oudtsoorn, dem Zentrum für Straussenzucht, auf.
Der nächste Morgen ist trüb und nass. Wir erleben den ersten Regentag seit Beginn unserer Reise. Wir nutzen den Vormittag zum Waschen und besichtigen dann eine Straussenfarm. Wir lernen so einiges über diese grossen, aber etwas dummen Vögel: Ihr Hirn wiegt gerade mal 40g, ein Auge hingegen 60g. Für ein Straussenei wird soviel Kalk gebraucht wie für 24 Hühnereier. Ganz schön beeindruckend!
Wir entscheiden uns, auch den Baavianskloof, eine 4x4 Strecke zu fahren. Laut Reiseführer soll es wunderschön sein und, nebst den Pavianen, die dem Tal den Namen gegeben haben, riesige Schildkröten geben. Bereits die Anfahrt ist holprig über eine steinige Wellblech-Piste. Dann geht es durch eine wunderschöne Schlucht mit rötlich-gelben Felsnadeln und viel Vegetation. Am Truckli beginnt etwas ziemlich laut zu tschättern und als wir nachschauen, hängt der vordere Scheinwerfer nur noch an den Kabeln. Notdürftig befestigen wir alles wieder - seit wir Lutz kennen gelernt haben, gehört Alpacoll zu unserer Standard-Ausrüstung - und übernachten schliesslich in einer wunderschönen Gästefarm namens Uitspan. Wir haben einen wunderschönen Platz mit privatem Sanitär-Block!
Es geht holperig weiter und bald einmal beginnt die Strasse bzw. der bachbettartige Weg anzusteigen. Das Fahren ist nicht einfach! Mal über Felsen und Geröll, dann wieder Auswaschungen, denen man irgendwie ausweichen muss, Schräglagen einmal nach links und einmal nach rechts, die Piste so eng, dass man nur hoffen kann, beim Aufstieg kommt keiner entgegen. Ich (Barbara) Schwitze beim Fahren als ob ich die beiden Pässe zu Fuss überwinden müsste. Paviane sehen wir ein paar, die versprochen Schildkröten lassen sich jedoch nicht blicken. Naja, durchs Abenteuer und die wunderschönen Aussichten werden wir trotzdem belohnt. Ziemlich nudelfertig erreichen wir gegen Abend Patensie, ein kleines Dorf inmitten von Zitrusplantagen. Die Ernte ist in vollem Gang und mit einiger Mühe finden wir einen einfachen, aber super gelegenen kleinen Zeltplatz zwischen Fluss und Plantage. Ganz allein können wir den Platz geniessen.
Nun bewegen wir uns auf der Garden Route wieder westwärts und sind bald wieder am Meer! Riesige Wellen prallen auf die felsige Küste des Storms River Rest Camps. Wir sind im Tsitsikamma-Teil des Garden Route NP. Der Anblick ist fantastisch: Im Hintergrund die mächtigen Wellen, dann die spitzen Felsen und gleich vor unserem Auto riesige blühende Aloe Vera Pflanzen, die von Kolibris besucht werden. Wunderschön! Unsere kleine Wanderung zu den Hängebrücken an der Mündung des Storms River ist auch Heimat der Klippschliefer, die auf einer Lichtung nach Futter suchen.
In Buffelsbay ist unser nächster Stopp. Sie hat alles zu bieten: Kilometerweiten Sandstrand, lange Dünung zum Surfen bis hin zur Felsenküste, an der sich die Wellen tosend brechen und die Gischt hoch aufspritzt. Wir stehen auf dem Platz, den Edda uns empfohlen hat: direkt vor den Felsen am „wilden“ Teil der Bucht. Nur die lärmenden Möwen leisten uns Gesellschaft.
In Knysia gibt es eine französische Bäckerei! Wir fahren also das Stück zurück und kaufen Brot und richtig feine Croissants. Dann gehts weiter Richtung George. Bevor wir uns wieder vom Meer verabschieden, wollen wir noch den Wilderness NP besuchen. Im Ort selber gibt es ein italienisches Restaurant mit Pizza aus dem Holzofen! Wir geniessen sie! Eine Wanderung zum Wasserfall steht dann am nächsten Tag auf dem Programm. Ein schön angelegter Weg führt flussaufwärts durch zum Teil dichte Vegetation, inklusive Flussüberquerung mit Ponton-Brücke zum selber ziehen, bis nach etwa 4 km der kleine aber malerisch gelegene Wasserfall erreicht ist.
An George vorbei fahren wir wieder ins Landesinnere und erreichen bald wieder Oudtshoorn. Diesmal fahren wir aber weiter durch die Klein-Karoo bis nach Calitzdorp, das an einem stillgelegten Bahnhof mit einem schönen kleinen Zeltplatz aufwartet. Gleich nebenan ist das Weingut De Krans, wo wir unter einer schönen Pergola unsere erste Weindegustation geniessen. Dummerweise sind wir schon etwas spät dran, so dass es nicht mehr für ein Essen reicht. Aber wir sind ja gut ausgestattet mit Lebensmitteln… In der Bar, die zum Zeltplatz gehört, nehmen wir dann den Schlummertrunk beim Besitzer, der ein bisschen vom Leben und Wirken in der Gegend erzählt.
Heute steht Baden auf dem Programm: In Warmwaterberg gibt es ein Thermalbad mit Zeltplatz. Wunderbar für uns, den halben Nachmittag weichen wir uns ein im schön warmen Wasser, geniessen die Sonne und faulenzen vor dem Truckli bis es dann endgültig zu kalt ist, um draussen zu sein.
So langsam nähern wir uns den bekannteren Weingebieten: In Robertson gibt es einen Zeltplatz am Fluss und auf dem Weg dorthin machen wir auf dem Gut „Bon Courage“ unsere zweite Weindegustation. Die ist allerdings viel herzlicher und extrem grosszügig bei den Probiermengen. Das Restaurant hat leider geschlossen, aber ein Käseplättli, das sich ebenfalls als sehr reichhaltig erweist, ist auch nicht zu verachten. Vor allem das Schälchen Biltong (Trockenfleisch) unterlegt gut und wir probieren uns durch die fünf Weine, die wir ausgesucht haben. Viel können wir aus Platzgründen nicht kaufen, aber zwei Rosé und vier Rote finden schon Platz im Truckli.
Auf der R317 fahren wir durch das grosse Weingebiet. Das Gut „Van Loveren“ wäre eigentlich auch auf unserem Radar, aber bereits um elf Wein degustieren ist uns dann doch zu früh…
Im Bontebook NP bei Swellendam holt und dann der Regen ein - es reicht gerade noch für einen Spaziergang am Fluss und das Beobachten einiger dieser Bontebooks. Aufs Grillfeuer verzichten wir, es schüttet ziemlich stark, aber unter unserem Sonnenzelt bleibt’s trocken und Kochen und Essen geht prima draussen, vor allem weil es erstaunlicherweise gar nicht so kalt ist. Aber auch hier gibt es trotz der vielen Warnschilder keine Schildkröten, die man überfahr