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Reisebericht Kap und Westen

20.Mai bis 10. Juni

Etwas mehr als 100 km trennen uns noch vom Cape Agulhas, dem südlichsten Punkt Afrikas wo indischer Ozean und Atlantik zusammen kommen. Es geht mehr oder weniger gerade aus, die braunen Felder ziehen sich schier endlos bis an den Horizont. Wie das je einmal grün sein soll ist uns ein Rätsel.

Um die Mittagszeit erreichen wir das Cape an den beiden wild tosenden Ozeanen (man sieht allerdings keinen Unterschied zwischen den beiden ;-) Mit dem obligaten Fotoschild und einem schön gestalteten riesigen Relief des ganzen Kontinentes ist besagter Punkt gekennzeichnet. Campen ist leider im dazugehörigen Nationalpark nicht erlaubt und so fahren wir nach einem schönen Spaziergang weiter westwärts, wieder durchs Landesinnere am Missionsstädtchen Elim vorbei. Die weiss verputzten strohgedeckten Häuschen links und rechts der Strasse sind ungewohnt idyllisch, vor allem weil hier eher farbige Menschen wohnen. In der Nähe von Gaansbai übernachten wir schliesslich, nicht ganz so schön aber sehr zweckmässig und wieder mit Feuer und Grillznacht.

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Die Küste ist wunderschön und dementsprechend planen wir unsere Route für den heutigen Tag. Wir machen in Hermanus einen „Znüni“-Halt mit Spaziergang durch das kleine Touristenstädtchen und versuchen auch gleich, unsere SIM-Karte wieder aufzuladen. Würde eigentlich gehen, aber das Zahlungssystem ist ausgefallen und so ziehen wir unverrichteter Dinge weiter. Urs ist am Fahren und das ist gerade in diesem Moment ein Fehler: Wir kommen an einem Weingut mit preisgekröntem Pinot Noir vorbei und das ist leider nicht Urs’s bevorzugter Wein - er fährt kurzerhand vorbei. Mein Protest setzt zu spät und zu schwach ein…

Wir umfahren die Bot River Lagoon und sind wenig später auf einer malerischen, kurvigen Küstenstrasse mit wunderschönen Aussichtspunkten. Sommerset West ist dann weniger schön, viel Verkehr und für uns ungewohnt lärmig. Bald kommt die Abzweigung nach Stellenbosch und wir freuen uns aufs Weingebiet, das sich nun vor uns auftut. In Kylmore kommen wir im Orange Ville Guesthouse unter. Die Besitzer sind Deutsche und haben einen superschönen Platz zum Campen - es hätte auch Gästehäuschen zum Mieten. Die Dusche und die Toilette sind liebevoll gestaltet und es ist uns auf Anhieb wohl hier. Harry bringt uns eine kleine Karte mit einem „Weinwanderweg“. Wir können am nächsten Tag also zu Fuss sechs verschiedene Weingüter besuchen und die jeweiligen Weine probieren - super praktisch, denn Wein probieren und Auto fahren geht irgendwie nicht so gut. (Wir sind allerdings die Einzigen, die so denken, denn wir haben die ganze Zeit niemanden zu Fuss angetroffen). So verbringen wir zwei Tage mit langen Spaziergängen begleitet von den verschiedensten Weinen. Das Beste am Ganzen: Die Angestellten fahren uns den gekauften Wein vor das Tor zum Guesthouse. Wir müssen nur eine ungefähre Zeit angeben, wann wir etwa zurück sein wollen. Das einzige Problem, das wir haben, ist der begrenzte Stauraum in unserem Truckli. Wir haben doch einiges mehr dabei als letzten Sommer in Frankreich und so fällt ein praktisches Schäftli als Weinlager weg.

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Schon etwas wehmütig trennen wir uns von unserem schönen Camp. Und da es seit dem Baavians Kloof an unserem Auto klappert, machen wir in Stellenbosch einen kurzen Garagenhalt und lassen die Schutzplastikteile, deren Druckknöpfe mittlerweile gebrochen sind, kurzerhand mit zwei Schrauben fixieren. Die restlichen Geräusche, die ich Urs aufmerksam mache, überhört er geflissentlich. Beim Weingut Boschendal machen wir schon den nächsten Halt, kaufen farmfrisches Fleisch, wunderbares Brot und Konfitüre. Den Wein probieren wir nicht - es ist schliesslich noch nicht einmal Mittag. Während ich die Lebensmittel im Auto verstaue, kehrt Urs noch einmal um und kauft doch drei Flaschen Wein - unprobiert halt. Nun geht es auf die Kap-Halbinsel. Das Wetter hat leider umgeschlagen und in Kapstadt regnet es was herunter mag. Wir wollen uns ein Hotel anschauen, in dem wir allenfalls auf dem Rückweg übernachten können. Aber es gibt keine Parkmöglichkeit - die Hauptschwierigkeit für unser Truckli in Städten. Die meisten Hotels haben ein Parkhaus mit 2.10m Höhenbeschränkung. Unverrichteter Dinge verlassen wir die Stadt, sehen weder den Tafelberg noch sonst etwas und entscheiden dann auch, den Chapman’s Peak erst auf der Rückreise zu fahren. Wir übernachten zwischen Enten und Hühnern, Kühen und Schafen auf einer sehr rustikalen Farm mit Campingplätzen. So langsam hellt das Wetter wieder auf und wir hoffen auf ein sonniges Kap der guten Hoffnung.

Und das haben wir: Am Morgen ist der Himmel klar, die Sonne scheint und wärmt schon bald ein wenig. Wir sind relativ früh am Kap der guten Hoffnung und fast alleine da. Wir machen das obligatorische Foto vor dem Schild, dann kraxeln wir den Berg hoch. Schliesslich wollen wir die Aussicht geniessen! Wir verpassen dann allerdings auf halber Höhe den richtigen Weg und enden in einer Sackgasse: rechts weit weit unten das tosende Meer, links überhängende Felsen die ein Weiterkommen sehr gefährlich machen. Vor allem für uns beide, die wir im Alter Höhenangst entwickelt haben. Also umkehren und halt sein lassen. Aber wir entdecken dann die richtige Kurve doch noch und stehen schlussendlich auf diesem für so viele Seefahrer schicksalhaften Felsen. Von weitem sehen wir die Busse ankommen, zum hinaufsteigen reicht die Zeit für die Touristen aber nicht. Am Cape Point, das wir anschliessend besuchen, geht es einfacher: Man kann mit einem Bähnchen ganz nach oben fahren. Das machen wir natürlich nicht, zu Fuss geht es wieder in die Höhe, wir müssen ja ein bisschen fit sein, wenn uns Bitzis besuchen kommen in Namibia.

Auf dem Rückweg übernachten wir in Simonstown auf einem Campingplatz, der terrassiert fast einen ganzen Hügel einnimmt. Wir werden ganz zuoberst einquartiert, haben eine super Aussicht auf das Meer und die Bucht mit Sommerset West und den ganzen Lichterketten im Hintergrund. Wunderschön! Vorher machen wir uns aber zu Fuss auf den Weg zur Pinguin-Kolonie am Boulders Beach. Auf dem Weg dem Meer entlang hat es schon hunderte brütender Paare hinter Maschendraht und gut versteckt in ihren Höhlen unter den Büschen. Am Strand selber dann sind sie in Aktion, kommen und gehen, bauen an den Nestern und zanken sich, Männchen werben mit schönen Zweigen um die Gunst der Weibchen… wir könnten stundenlang zuschauen. Den Weg zurück können wir dann alles dem Meer entlang und kommen exakt beim Zeltplatz wieder auf die Strasse. Perfekt! Z’Nacht kochen und dann unter die Decke. Ein perfekter Tag!

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Über den Chapman’s Peak geht es nun nach Kapstadt. Das Wetter will nicht so recht schön werden, aber zumindest sehen wir die Felsenküste und haben keinen Regen. Die Strecke ist schön, aber die Küstenstrasse von Sommerset West Richtung Osten ist mindestens so spektakulär. In Kapstadt beginnt dann für uns die Hotelsuche: überall fehlt der Parkplatz bis wir schliesslich im Park Inn by Radisson fündig werden. Ein gutes Zimmer in guter Lage, eine Bar auf dem Dach mit Aussicht auf den Tafelberg - so man ihn den sieht. Heute noch nicht so ganz, er hat ein Wolkenband zuoberst, aber wir haben ja am Kap viel Hoffnung getankt. Wir machen einen Spaziergang zur Waterfront, die eigentlich ein riesiges Einkaufszentrum mit vielen Restaurants ist. Hier gibt es zum ersten Mal Fish and Chips und dazu ein gutes kaltes Bier (obwohl es nicht wirklich heiss ist…).

Den nächsten Tag verbringen wir mit Sightseeing im Hopp on - Hopp off Bus. Zuerst durch die Longstreet zum Tafelberg - er strahlt in der Sonne! Wir kaufen uns Tickets und lassen uns mit der Gondel hinauf fahren. Es ist imposant: Die Stadt liegt uns zu Füssen, oben ist es flach (Tafelberg eben) und wir machen einen grossen Spaziergang auf den wunderschön angelegten Wanderwegen mit Aussicht auf beide Seiten des Berges. Dann geht es weiter mit dem Bus und im ältesten Weingut Südafrikas, in Constantia wurden vor über dreihundert Jahren die ersten Reben in Südafrika gepflanzt, können wir nicht widerstehen und probieren halt deren Wein auch noch. Das haben wir gut gemacht, denn wir können unsere Weingläser schön verpackt gleich mitnehmen und falls Bitzis in ihrem Auto nicht so gut eingerichtet wären, hätten wir dann schon schöne Gläser…

Auch zu Fuss ist die Stadt angenehm. Das Zentrum um die Longstreet ist lebhaft und bunt, man findet fast alles was man sich wünschen könnte. Einzig dem Coiffeur, bei dem ich es wagen würde, die Haare schneiden zu lassen, finden wir nicht. Zöpfli könnte ich mir jedoch problemlos flechten lassen, aber so weiss mit rosaroter Kopfhaut ist es halt nicht so schön wie wenn es schwarz glänzt. Ich lasse es sein obwohl es wahrscheinlich lustig geworden wäre.

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So langsam müssen wir uns Richtung Norden bewegen. Es ist doch noch eine ganze Strecke bis Namibia - und da haben wir ja schliesslich ein Date! Wir verlassen Kapstadt und in Sunningdale finden wir den wohl letzten Outdoor-Market auf unserer Strecke. Da machen wir Halt und kaufen uns endlich neue Campingstühle. Unsere sehen wahrlich traurig aus und sitzen kann man auch nicht mehr gut darauf. Nebendran befindet sich gleich der Foodlovers und da decken wir uns mit Lebensmitteln ein. So, nun kann’s definitiv weiter gehen. Wir fahren ein ganzes Stück der Küste entlang und übernachten in Ganzekraal auf einem Zeltplatz direkt am Meer. Als wir ankommen, verlässt der einzige andere Gast gerade seinen Platz und wir sind ganz allein mit den Seemöwen. Es reicht noch, um ein wenig zu stricken, dann machen wir unser Feuer zum Grillieren und geniessen den Sonnenuntergang. Alles wäre perfekt, wenn nur unser Auto nicht so komische Geräusche machen würde. Urs hört sie angeblich nicht, aber er schliesst regelmässig die Fenster und lässt das Radio laut laufen, wenn ich eine diesbezügliche Bemerkung mache…

Nach dem Frühstück an der Sonne packen wir zusammen und Urs fährt auf den Weg hinunter. Es scheppert jämmerlich - er hört nichts. Ich nötige ihn zum Aussteigen, fahre ein Stück zurück und dann über das gleiche „Hüberli“ auf den Weg. Urs muss draussen stehen und zuhören. Endlich ist klar, dass wir in eine Garage müssen. Ich finde rasch eine Empfehlung im iOverlander und wir fahren zu Mouton’s Motors in Langebaan. Der Chef ist sehr freundlich, fährt mit mir eine Runde und dann ist klar, dass einem Stossdämpfer der Gummipuffer fehlt. Er kann keinen auftreiben (die 100er Toyotas kennt man weniger in Südafrika), aber er macht uns ein Provisorium und weist uns darauf hin, dass auch der andere nicht mehr viel wert ist. Wir sollen aber am nächsten Morgen noch einmal vorbei schauen, vielleicht habe er ja Glück. Etwas ausserhalb des Dorfes finden wir einen Übernachtungsplatz und sind einstweilen wieder beruhigt.

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Das mit dem Gummipuffer wird auch heute nichts, also heisst es sorgfältig fahren, vor allem auf den Rumpelpisten - und solche liegen noch ein paar vor uns. Wir freuen uns auf ein gutes spätes Mittagessen in Paternoster auch wenn wir wissen, dass die Kap-Langusten keine Saison haben. Das Dorf liegt wunderschön in einer kleinen Bucht und mutet ein bisschen griechisch an. Unser Frust ist dann aber gross: Keines der guten Restaurants hat offen. Nach einem kurzen Stopp fahren wir ein Stück in’s Landesinnere Richtung Cederberge. Südlich von Citrusdal gibt es ein Ressort mit heissen Quellen, da wollen wir hin. Die Zeltplätze liegen leider total im Schatten, im Sommer sicher angenehm, jetzt aber im Winter ist es richtig kalt ohne die wärmende Sonne. Urs geht tapfer mit Badetuch und -hose zum Pool und wärmt sich auf. Ich habe keine Lust auf feuchte Haare in dieser Kälte und mache mir’s warm angezogen beim Truckli bequem.

Nun haben wir’s nicht mehr weit bis nach Algeria in den Cederbergen, allerdings ist die Strasse nicht so besonders und wir fahren entsprechend langsam. Der Zeltplatz ist wunderschön und eine Wanderkarte bekommen wir auch gleich. Wir sitzen an der Sonne und geniessen den Nachmittag ohne Wanderung. Gegen Abend kommt die Angestellte der Rezeption vorbei, fragt, ob alles gut sei und weist uns auf eine sehr kalte Nacht hin. Wir kochen rechtzeitig, damit wir noch ein bisschen Sonne haben, nach dem Essen (schon mit Wolldecken um die Fudi) verziehen wir uns aber schnell in’s Truckli und stellen die Heizung an. Es wird wirklich bitterkalt, aber wir frieren ja eigentlich nie beim Schlafen und so ist es auch heute. Am Morgen machen wir uns dann auf den Weg zum Wasserfall, der ganz oben auf dem Berg durch eine schmale Spalte in die Tiefe fällt. Die Aussicht ist wunderschön und die Temperaturen ideal zum Wandern.

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Nach einer weiteren eisigen Nacht packen wir wieder zusammen und fahren zurück auf die Hauptstrasse. Zu sehen gibt es nicht viel, die Strasse führt schnurgerade Richtung Springbok. Uns ist das aber zu weit und wir machen in Nuweus bei Fay - einem kleinen Campingplatz mitten im Nirgendwo - einen Übernachtungsstopp. Sie erzählt uns, dass hier im Frühling (bei uns Herbst) alles blüht und jeder Hügel mit Farben überzogen ist. Wir können es uns fast nicht vorstellen denn jetzt ist es einfach nur braun, trocken und staubig. Aber das Namaqualand ist bekannt für sein Naturschauspiel, welches das Land einmal im Jahr förmlich in Farben explodieren lässt.

In Springbok ist es ähnlich: trockenes gelbes Gras, hier aber auch ein paar Berge und dazu weht ein recht starker und kühler Wind. Das Städtchen dient vielen Touristen als Versorgungsstation, bevor es weiter Richtung Ai-Ais/Richtersfeld oder der Kalahari geht. Auch wir füllen hier unsere Vorräte wieder auf und diskutieren lange, welche Richtung wir einschlagen wollen. Die Pisten im Ai-Ais/Richtersfeld Nationalpark scheinen uns etwas riskant mit unseren angeschlagenen Stossdämpfern. Auch sind wir nicht so sicher, ob wir in Sendelingsdrift mit der Fähre nach Namibia einreisen können. Auf unserem windgeschützten Plätzchen studieren wir noch einmal die Karten und entscheiden uns für den Kalahari-Nationalpark. Unser Z’nacht gibt es heute vom Feuer, für ein längeres gemütliches Sitzen wird es aber wieder zu kalt.

Statt weiter nordwärts führt unsere Route nun ebenso schnurgerade nach Osten. Ausser dem gelben Gras, das im Wind wogt, in der Ferne ein Windpark und ab und zu einem Hügel unterbricht nichts die Monotonie der Landschaft. Nur die Webervögel scheinen sich zu freuen, dass es Baumaterial in Hülle und Fülle gibt. Ihre riesigen kunstvollen Nester dekorieren unzählige Telefonstangen, manchmal sogar ein Strassenschild. Ein kurzer Abstecher nach Pella ist eher enttäuschend: das Palmendorf ist ziemlich unansehnlich, Datteln kann man keine kaufen und um auf die Farm mit Übernachtungsmöglichkeit zu gelangen, müssten wir einen etwa dreissig Kilometer langen Schotter/Sandpisten Umweg fahren. Also zurück auf die Hauptstrasse und weiter geradeaus. Erst als wir uns dem Orange River nähern, verändert sich die Gegend schlagartig: Es gibt Zitrusfrüchte Plantagen und sogar an einem Weingut fahren wir vorbei. Es ist unglaublich zu sehen, was Wasser und damit Bewässerungsmöglichkeiten ausmachen. Wir fahren in den Augrabies Falls Nationalpark, der seinen Namen (Aukoerebis=Platz des grossen Lärms) dem Orange River zu verdanken hat, dessen Wassermassen hier durch eine enge Granitschlucht in die Tiefe stürzen. Unser Zeltplatz ist von grünen Wiesen umgeben, auf denen in der warmen Nachmittagssonne die Klippschliefer grasen - die meisten am Boden, einige aber auch auf den grünen Büschen. Sobald es zu kühl wird, verschwinden sie in den Felsblöcken und man sieht sie erst am nächsten Nachmittag wieder. Eigentlich war es mein Plan, im Orange River zu fischen aber die Rangerin erklärt mir, dass das nicht gehe, da der Fluss viel zu viel Wasser führt und es zu gefährlich sei. (Als ich dann später den Wasserfall sehe, leuchtet mir das mehr als ein!)

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Wir gehen auf einen wunderschönen Abendspaziergang. Die tief stehende Sonne taucht die Felsenlandschaft in ein warmes oranges Licht und der Fluss donnert durch die Schlucht. Unser nächster Tag wird ein Wasch- und Ruhetag. Wir geniessen die Wärme, waschen Kleider und Bettwäsche und können alles an der Sonne trocknen lassen. Wunderbar! Den „richtigen“ Wasserfall sehen wir uns auch noch an - wir hatten fälschlicherweise angenommen wir hätten ihn schon gesehen… Aber gleich bei der Rezeption donnert es noch viel stärker und auch wenn man schon mal in Island war, ist man beeindruckt! Ein junges Schweizer Paar übernachtet ebenfalls hier und beim gemeinsamen Apéro besprechen wir die weiteren Reisepläne. Auch sie wollen in die Kalahari und dann beim Mata Mata Grenzposten nach Namibia einreisen. Während sie am nächsten Morgen abreisen, machen wir eine Pirschfahrt durch den Park. Es hat nicht übermässig viele Tiere, Springböcke und Klippspringer vor allem, und dann doch eine ganze Gruppe Giraffen, die den mit langen Dornen bewehrten Bäumen zu Leibe rücken.

Unser Plan war es, in Upington zu übernachten und im laut Reiseführer besten Restaurant der Stadt zu essen, da ja morgen mein Geburtstag ist. Als wir den Zeltplatz sehen, hält sich die Begeisterung in Grenzen und als wir das Restaurant googeln, ist es dauerhaft geschlossen. Also fahren wir nur noch zum Supermarkt zum Einkaufen und anschliessend noch etwa 50 km weiter zu einem Guesthouse mit Farmladen, das auch Zeltplätze haben soll. Die hausgemachte Konfitüre sieht gut aus, Fleisch haben wir schon. Wir fragen nach dem Zeltplatz und der junge Mann nickt und bedeutet uns, ihm zu folgen. Er schwingt sich auf seinen Quad, fährt auf die andere Seite der Strasse durch ein Tor bis zu einem kleinen Wäldchen an einem kleinen Fluss. Ganz versteckt liegen da etwa drei wunderschönen Plätze, alle weit auseinander, mit grosser runder Feuerstelle, Wasser und Toilette. Wunderschön und hochromantisch! Er zeigt uns alles und fährt wieder zurück zum Farmhaus. Bis am Abend teilen wir den Platz nur mit Schafen, Kühen und vielen verschiedenen Wasservögeln. Später kommt noch jemand, aber wir merken eigentlich nichts von ihnen.

Auf letzten Stück auf dem Weg zum Kalahari Nationalpark kommt uns das Schweizerpaar vom Augrabies Falls entgegen. Wir halten an und sie informieren uns, dass der Grenzübergang Mata Mata immer noch geschlossen sei. Sie probierten es jetzt in Rietfontein, etwas weiter südlich. Wir sind kaum angekommen kommt auch schon die WhatsApp Nachricht, dass auch diese Grenze geschlossen sei. Ich gehe noch mal zur Rezeption zurück und frage dort nach, welches denn die nächste offene Grenze nach Namibia sei. Nakop ist zur Zeit die einzige Möglichkeit, im Westen nach Namibia einzureisen. Wir schauen auf der Karte was das für uns heisst: Ein Umweg von etwa 700 km! So langsam wird die Zeit nun doch knapp und wir müssen umplanen. Aber zuerst wollen wir jetzt richtig auf meinen Geburtstag anstossen und den Abend (selber kochen, halt) geniessen. Ich bekomme zwei Traumlose von Urs - die hat er irgendwie ins Gepäck geschmuggelt - habe aber kein Glück beim Rubbeln. Macht auch nichts, unsere Reise ist Traum genug!

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Wir entscheiden am nächsten Morgen beim Frühstück, einen Tierbeobachtungsfahrt Richtung Nossob zu machen, gegen Abend zurück zu kommen und unseren Aufenthalt im Park um einen Tag zu verkürzen. Bei der Tankstelle passen wir den Reifendruck an und fahren los. Schon bald sehen wir die ersten Oryx Antilopen, später Gnus und Springböcke. Die Landschaft ist sagenhaft schön und ein wenig tut es uns schon leid, dass wir weder nach Nossob noch über die Mata Mata Grenze fahren können. Aber es ist wie es ist und wir bereiten uns innerlich auf lange Fahrtage vor.

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