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reifenspuren

Tansania und Ruanda

29.04. - 08.05.

Nun also Aufbruch in ein neues Land! In Karonga, dem letzten grösseren Ort in Malawi, wollen wir noch Gin kaufen. Unsere Suche nach einem Liquor-Shop bleibt jedoch ergebnislos, dabei hätten wir noch so viele Malawi-Kwacha zum Verputzen…

Der Grenzübergang ist einfach, Stempel hier und Stempel da, Visa-Gebühren in US Dollar, Strassenbenutzungsgebühr in der lokalen Währung, die wir gleich am Bankomaten beziehen können. Urs versucht noch, unsere Malawi-Kwacha zu wechseln bei einem der vielen Geldwechsler und bekommt einen guten Kurs angeboten. Er willigt ins Geschäft ein und wir bekommen einen ganzen Packen Noten, die wir nachzählen. Alles gut, wir geben ihm unsere Kwacha. Aber plötzlich ist nichts mehr gut und er will uns einen viel schlechteren Kurs geben. Wir brechen das Ganze ab, geben die Tansania-Schilling zurück und bekommen unsere Kwacha wieder. Nur dass es nun nicht mehr 200’000 sind - 32’000 fehlen im Päckli. Wir zählen noch einmal, wehren uns und drohen mit der Polizei. Schlussendlich bekommen wir das Geld zurück und ziehen von dannen. Eigentlich hätten wir es ja wissen müssen, Olivia und Tom haben eine genau gleiche Geschichte an der Grenze Malawi - Sambia erlebt. Nur haben sie erst später gemerkt, dass ein Teil des Geldes fehlt.

Aber nun ist alles gut, wir fahren weiter nach Mbeya, der ersten Stadt in Tansania. Der Verkehr und das Gewusel auf der Strasse sind unglaublich. Urs zirkelt auf einen Parkplatz, damit ich im Vodacom-Shop gleich eine Sim-Karte kaufen kann. Er wartet im Auto und als ich zurück komme, liegt schon ein grosser Bund Bananen auf dem Beifahrer Sitz. Hier muss man nicht aussteigen, um etwas zu kaufen, die Frauen mit ihren voll beladenen Körben auf dem Kopf kommen vorbei und wickeln ihre Geschäfte durchs Autofenster ab. Sehr bequem!

Unser Ziel ist die Utengele Coffee Lodge etwas ausserhalb der Stadt. Die Besitzer (und Betreiber sowohl der Kaffefarm als auch der Lodge) sind Schweizer und wir sind gespannt. Die Strasse ist ziemlich verstopft, da sie Richtung Sambia-Grenze führt und sich ein Lastwagen am anderen hügelauf und hügelab quält. Endlich können wir abbiegen und fahren auf der Schotterpiste Richtung Lodge. Und plötzlich geht auch hier nichts mehr. Auto an Auto, teilweise stehen sie kreuz und quer auf und neben der Strasse. Wir warten eine ganze Weile, dann erklärt uns ein Mann, dass hier eine Beerdigung stattfindet. Bis da alle irgendwie parkiert haben, dauert es halt. Es ist schon früher Abend, als wir endlich ankommen. Wir werden sehr herzlich und sehr professionell mit einem Welcome-Drink empfangen. Zum Campen gibt es zwei Optionen: Den Helikopter-Landeplatz oder ein Häuschen mit Küche und Badezimmer. Wir schauen uns alles an, entscheiden uns aber für den Helikopter-Landeplatz. Er ist gleich unterhalb des Restaurants und hat eine super Aussicht auf das Tal und die Berge im Hintergrund. Jetzt noch schnell unter die Dusche beim Tennisplatz, es gibt warmes Wasser und alles ist blitzsauber, dann ins Restaurant zum Abendessen. Es gibt tatsächlich Swiss Spätzle, die ich natürlich bestelle. Nicht ganz wie daheim, aber sie schmecken gut.

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Wir verbringen zwei Tage mit Schreiben - mein Reisebericht von Malawi ist noch nicht sehr weit gediehen - sortieren Fotos, lesen und faulenzen, da die Versicherungsbüros in der Stadt auch am 1. Mai geschlossen sind. Den Junior-Besitzer Luis lernen wir am Montagabend kennen, auch er hat das lange Wochenende für einen Ausflug mit seinem Schweizer Praktikanten genutzt. Neben vielen guten Tips, die er uns gibt, empfiehlt er uns auch eine Versicherung und nennt uns den besten Supermarkt in der Stadt. Am Dienstagmorgen quälen wir uns dann wieder durch den Verkehr zurück in die Stadt mit dem Plan, die Haftpflichtversicherung abzuschliessen, einzukaufen und dann weiter Richtung Tanganjikasee zu fahren. Es dauert schon eine ganze Weile, bis wir die Versicherung finden. Mapsme führt uns total in die Irre und beim ersten Anlauf enden wir auf einem Sackgassen-Erdweg. Zurück auf der Hauptstrasse frage ich nach dem Weg - es wäre eigentlich ganz einfach gewesen. Im Büro erklären wir unser Anliegen und der nette David empfiehlt uns, doch gleich die Comesa-Versicherung, die für verschiedene afrikanische Länder gültig ist, abzuschliessen. Wir sind ganz begeistert von diesem Vorschlag, holen am ATM Bargeld und bezahlen. In etwa einer halben Stunde sollte die Police bereit sein. Wir warten, aber die Sache dauert doch etwas länger: Das System tut nicht wie es sollte. Also fahren wir zu Paul, dem Meat-Man, dem wir gestern noch geschrieben haben, ob wir Fleisch kaufen können. Es ist nicht da, aber seine nette Angestellte verkauft uns das Gewünschte. Wir haben wieder Rindsfilet im Kühlschrank! Dann fahren wir zum besten Supermarkt der Stadt und machen grosse Augen: Es handelt sich um einen winzigen indischen Laden, der aber Käse, Wein und Gin verkauft. Nur Tonic Water finden wir keines. Dann geht es zurück zur Versicherung. Mittlerweile ist Mittag und die Police ist immer noch nicht da. Wir gehen tanken, finden in einem Getränkeladen das gesuchte Tonic Water und Wein aus Tansania. Wieder zurück, wieder nichts. Mittlerweile ist 15 Uhr und wir haben immer noch keine Versicherung. David ist nicht mehr im Büro und der Angestellte ist ziemlich verzweifelt, weil er die Police nicht bekommt. Er meint dass es das Beste sei, morgen wieder zu kommen, vielleicht würde es dann funktionieren. Zu guter Letzt machen wir nur die Versicherung für Tansania und bekommen den Rest des Geldes zurück. Alles gut, halt nicht so ideal wie wir es uns gewünscht hätten. An eine Weiterfahrt ist nicht mehr zu denken und so übernachten wir noch einmal in der Utengele Lodge.

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Endlich kann es weiter gehen. Die Strecke nach Kipili am Tanganjikasee ist lang und wir rechnen nicht damit, dass wir es in einem Tag schaffen werden, vor allem weil die letzten 70 km Erdstrasse sind. Wir fahren zeitig los, kommen aber auf dem ersten Abschnitt in dichten Lastwagenverkehr und weil die Strasse immer wieder Steigungen hat, fahren wir oft quasi im Schritttempo bergauf. Es hat Sicherheitslinien und als ich wieder hinter einem Lastwagen bin, die beiden Kurven jedoch superübersichtlich und frei, überhole ich. Das war ein Fehler: Kurze Zeit später werden wir von der Polizei angehalten. Eine Busse von 30’000 Schilling (in CH Fr. ca. 11.50) ist fällig wegen Überfahrens der Sicherheitslinie, bezahlbar mit MPesa, dem Online Zahlungsmittel, das hier sehr verbreitet ist. Wir haben das aber nicht und können nur bar bezahlen. Das geht aber nicht, die Polizisten nehmen kein Bargeld. Das heisst auch, sie sind nicht korrupt! Nach einigem Hin und Her lassen sie uns schliesslich fahren und wir sind froh, dass wir bald Richtung Norden abbiegen können. Hier hat es nur noch ganz wenig Verkehr und endlich haben wir das Gefühl, ein bisschen vorwärts zu kommen und nicht mehr jeden Hügel hochkriechen zu müssen. Landschaftlich ist es wunderschön, Felder werden bearbeitet, Mais geerntet und die Sonnenblumen stehen in vollster Blüte. In Sumbawanga übernachten wir im New Holland Hotel. Zimmer und Abendessen sind nicht schlecht, obwohl wir wie meistens nicht sehr gut schlafen in geschlossenen Räumen.

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Das Frühstück ist dann eher gewöhnungsbedürftig aber die Fat Cakes können wir essen… Dann kaufen wir bei VodaCom im Dorf noch ein Datenpaket - wir haben ein bisschen viel gesurft - und nehmen den Rest des Weges zur Lakeshore Lodge unter die Räder. Die Teerstrasse ist gut und auch die Erdstrasse über unseren Erwartungen. Sie führt über einen Berg und ist da ein wenig ausgewaschen, aber sonst recht gut zu fahren. So erreichen wir die wunderschöne Lodge bereits am Mittag. Chris, der Besitzer, empfängt uns sehr herzlich und wir trinken gleich einen Gin Tonic in der offenen Lounge am Seeufer. Dann beziehen wir unseren genialsten Zeltplatz, den wir je hatten: Chris hat für jeden Platz Solarpanel aufgestellt und mit einem Überbrückungskabel versehen. Wir können also unsere Haushaltbatterie direkt an die Panel anschliessen. So gut! Und Sonne haben wir auch jede Menge. Am ersten Abend kochen wir noch selber, dann lassen wir uns nur noch verwöhnen. Sogar Apérohäppchen werden uns zum Truckli gebracht. Das Essen ist super, das Ambiente wie auf den Malediven: Ein wunderschön gedeckter Tisch direkt am Strand, Sonnenuntergang zum Aperitif und nachher Kerzenlicht. Der See hat ebenfalls Malediven-Temperaturen und lädt zum Schwimmen und Schnorcheln ein. Letzteres allerdings ohne die vielen bunten Fische des indischen Ozeans.

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Nach drei Nächten in diesem Paradies, mit sauberer Wäsche im Truckli und total ausgeruht, verabschieden wir uns von Chris und Louise, unseren Gastgebern. Vor uns liegt ein langer Weg der anstrengend zu werden scheint, ohne nennenswerte Sehenswürdigkeiten, eher spärlichen Übernachtungsmöglichkeiten und schlechten Strassen. Der Katavi Nationalpark läge noch am Weg, der ist aber nur in der Trockenzeit empfehlenswert.

Zunächst also geht es die Erdstrasse zurück auf die Hauptstrasse, dann haben wir ein Stück Teerstrasse und dann beginnen wieder 170 km Erdweg, die Durchgangsstrasse, die durch den Katavi Nationalpark führt, und nach mehr als 400 km anstrengendem Fahren erreichen wir Uvinza, wo wir vor der Maputo Lodge stehen können. Todmüde essen wir kalt (Brot haben wir in Kipili noch gebacken) und schlafen trotz ziemlichem Betrieb ums Truckli erstaunlich gut.

Und heute geht es ähnlich weiter, nur dass die Erdstrasse jetzt die Ausweichstrasse für den Neubau der Teerstrasse und entsprechend löcherig, eng und schlecht ist. Fahrerwechsel können wir fast nicht mehr kombinieren mit brünzeln, denn wir sind nie allein. Immer kommen von irgendwoher Menschen, Erwachsene und Kinder, und schauen was wir da machen. Einen Sack Rüebli können wir noch verschenken, dann haben wir nichts mehr. Aber die Frauen mit ihren Kindern haben eine Riesenfreude und wir dürfen sie sogar fotografieren. Wir kommen also noch langsamer vorwärts als gestern und übernachten in Kibondo, im erstaunlich guten New Swedish Hotel mit Restaurant. Ich bekomme ein Omelett zum z`Nacht, Urs isst zum ersten Mal Ugali, ein Maisbrei (weisser Mais) mit gar nichts dran, aber sein Fleisch hat viel Sauce, das hilft…

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Nur noch ein kurzes Stück Baustellenstrasse, dann beginnt endlich die neu gebaute, supergute Teerstrasse. Welche Wohltat! Wir haben fast das Gefühl zu fliegen und staunen einmal mehr, was unser Truckli bisher alles ausgehalten hat. Jetzt schnurrt es wie ein Kätzchen auf dem neuen Teer. Wir kommen nun super voran und überlegen kurz, ob wir noch einmal - diesmal „wild“ -übernachten wollen, entscheiden uns dann aber dagegen. Es ist erst Mittag und eigentlich sollte der Grenzübergang zu schaffen sein.

Zunächst geht es zügig voran, dann aber müssen wir unsere Visa bei der Bank in Dollar bezahlen und haben sie nicht dabei. Also zurück zum Truckli und wieder bei der Bank anstehen, dann müssen wir aber noch einen Betrag in Ruanda Franc bezahlen und haben noch keine, also wieder hinaus und an den ATM, zurück an den Schalter und mit der Quittung dann zum Grenzbeamten. Auch hier hat es mittlerweile eine Warteschlange, aber wir dürfen „überholen“. Nun wird das Visum eingeklebt (gewissenhaft und mit der nötigen Sorgfalt), alles gestempelt und weiter, zum Zoll. Wir brauchen noch das Formular für die Strassenbenützung und den Carnetstempel. Das geht rasch und wir sind fertig - haben wir gemeint. Aber der Grenzposten will unsere Versicherung sehen und wir haben keine. Also überquere ich die Grenze zu Fuss, da es nur auf der anderen Seite Versicherungsbüros hat. Nach einer gefühlten Stunde bin ich mit Versicherungspolice zurück und wir können fahren. Mittlerweile ist es aber halb vier geworden und bis Kigali ist es noch weit…

Ab jetzt gilt wieder Rechtsverkehr! Für uns gerade ein bisschen herausfordernd, aber Urs hat es schnell im Griff. Die Strasse ist super - kein einziges Schlagloch, dafür aber alle paar Kilometer eine Radar-Säule. Wir glauben es fast nicht aber es ist so, obwohl der Verkehr langsam ist denn es geht entweder hügelauf oder hügelab, die Lastwagen haben keine Kraft und überholen ist oft schwierig (Sicherheitslinien!!!) Und es ist grün, grün, grün. Bananenstauden, Reisfelder, Mais und ab zu Maniok. Alles ist sauber (Plastik ist streng verboten in Ruanda), nirgends liegt Abfall, wir verlieben uns auf der Stelle in dieses wunderschöne Land. Im iOverlander finden wir einen Übernachtungsplatz und fahren zu einer Ecolodge, die gleichzeitig ein Projekt für Frauen in prekären Situationen ist. Wir dürfen ganz zuunterst im Garten stehen und sehen die verschiedenen Werkstätten, in denen vor allem genäht und geflochten wird. Endlich können wir unser nun aufgetautes Hackfleisch braten, das wir noch bei Paul in Mbeye gekauft haben. Mit Couscous ein feines Z’Nacht.

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Hügelig und kurvig geht es weiter Richtung Kigali, auf das wir sehr gespannt sind. So viel Verkehr hatten wir glaube ich in noch keinem afrikanischen Land. Lastwagen, Privatautos und Töffli teilen sich die Strasse mit Velofahrern und Fussgängern, letztere alle schwer beladen mit ganzen Bananenbündeln, gefüllten Säcken, Grasladungen und eigentlich allem, was man sich vorstellen kann. Bevor wir zum Step Town Hotel fahren, wollen wir noch einkaufen und finden einen Carrefour. Leider ist es nicht das, was wir uns vorstellen: es ist nur ein Miniminimarkt und hat nichts von dem, was wir brauchen könnten. Aber da wir ja bei einem Hotel stehen wollen, ist es auch nicht so wichtig, da wir nicht wissen, ob wir überhaupt selber kochen können bzw. werden. Also wieder auf die Strasse und weiter im Gewusel. Wir finden unser Ziel fast auf Anhieb - nur eine Strasse haben sie neu gebaut, geteert sind die Querstrassen nicht und holpern tut es ganz schön. Mapsme will uns die steilsten Gässchen fahren lassen, aber es geht auch einfacher. Schliesslich stehen wir vor dem Hotel und finden es grandios. Wir werden herzlich empfangen, können auf dem Parkplatz stehen neben dem Raucherbereich mit Dach, Tisch, Stühlen und mit Stromanschluss. Wir bekommen ein Zimmer zur Benützung des Bads, haben eine Superaussicht auf einen Teil Kigalis, alles perfekt.

Nachdem wir die Karte studiert haben machen wir uns zu Fuss auf in die Stadt und kommen ganz schön ins Schnaufen den Hügel hinauf. Aber es ist nicht wirklich weit bis in den Fussgängerbereich und die Geschäfte. Die Simkarte ist schnell gekauft, daneben finden wir den Simba Supermarkt mit einem recht guten Angebot und ein wunderbares Café mit ausgezeichneten Smooties. Mit gefülltem Rucksack kehren wir gegen Abend zurück und essen ein Rindscordonbleu im Hotel. Als die Teller serviert werden, schauen wir uns gross an: Eine Fleischrolle mit Gemüse und Pommes. Aber in der Rolle hat es wirklich so etwas wie Schinken und Käse - und es schmeckt sehr sehr gut. Schlafen tun wir trotz der Bar an der Strasse wunderbar und Frühstück machen wir selber an unserem Tisch unter dem Dächli. An der Strasse bei unserer Unterkunft entdecken wir hunderte bunter Rondellen an Gestellen aufgehängt. Als wir näher kommen erklärt uns ein Mann, dass sie hier in einem Projekt Unterrichtsmaterial für Grundschulkinder herstellen.

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Von unserem Platz aus können wir auch das Genozid-Memorial zu Fuss besuchen. Schon auf dem Weg nach Kigali haben wir fast in jedem Ort Wegweiser zu solchen Gedenkstätten gesehen, nun wollen wir also dieses grosse Mahnmal besichtigen. Diesmal geht es den Hügel hinunter (wir wohnen etwa in der Mitte), über verkehrsreiche Strassen mit Zebrastreifen, die wunderbarerweise beachtet werden, zumindest von den Autofahrern, die Töffli machen einfach einen kleinen Bogen. Nach etwa einer dreiviertel Stunde kommen wir zum Eingang. Es gibt eine Sicherheitskontrolle und am Empfang können wir ein Audiogerät mieten, das uns durch die Anlage führt. Im Aussenbereich gibt es die Massengräber, in denen ermordete Menschen ihre letzte Ruhe gefunden haben. Fast eine Viertelmillion Menschen sind hier beerdigt und es werden immer noch welche gefunden. Wir sind überwältigt. Der Innenbereich ist ein Museum, in dem die traurige Geschichte dokumentiert ist. Teils mit Bildern, mit Filmen, mit Gesprächen und Erzählungen und mit einer Dokumentation, wie es überhaupt dazu kommen konnte. Es ist eine traurige Kolonialgeschichte, in der Deutsche und anschliessend belgische Kolonialherren einen Rassismus eingeführt haben, der kein gutes Ende hat nehmen können. Zuvor gab es Jahrhunderte währende Bindungen und gemeinsame Traditionen zwischen Hutu und Tutsi. Erst die von den Kolonialmächten rassistisch begründete Ungleichbehandlung der verschiedenen Bevölkerungsgruppen erzeugte eine Spaltung zwischen der dominierenden Tutsi-Minderheit und der unterdrückten Hutu-Mehrheit. Dies führte zu einer ungerechten Sozial- und Herrschaftsstruktur. Auch waren es erst die belgischen Kolonialherren, die Personalpapiere und damit die Unterscheidung zwischen Hutu, Tutsi und Twa einführten. Damit entwickelte und verfestigte sich die Wahrnehmung der einzelnen Mitglieder der Bevölkerung, einer bestimmten Ethnie anzugehören über die Jahrzehnte. Und dieser Rassenwahn hat in diesem kleinen Land zwischen dem 7. April bis Mitte Juli 1994 fast einer Million Menschen das Leben gekostet. Vor den Augen der Welt. Was dieses Land seit 29 Jahren an Aufarbeitung, Verstehen, Bestrafung und Versöhnung und für Wiederaufbau leisten musste und immer noch muss ist immens. Aber Ruanda ist heute eines der prosperierenden Länder Afrikas, obwohl es noch nicht als wirklich stabiles Land gilt und relativ autoritär regiert wird.

Ziemlich schweigsam und sehr betroffen versuchen wir die vielen Eindrücke im Museumscafé ein bisschen zu verarbeiten bevor wir uns auf den Rückweg machen. Am Abend will Urs von unserem Platz aus eine Frau fotografieren und beachtet nicht wirklich, dass da drei oder vier Polizisten auf dem Strässlein stehen. Schnell sind sie bei uns und gestikulieren ziemlich heftig, können jedoch nicht englisch. Der Hotelbesitzer kommt uns zu Hilfe und erklärt uns, dass das Fotografieren von Polizisten in Uniform ist strengstens verboten ist in diesem Land. Wir zeigen ihm die Kamera mit allen Bildern, die wir gemacht haben. Kein Polizist ist drauf. Nachdem der Hotelbesitzer mit seiner Unterschrift bezeugt hat, dass wir kein Polizistenfoto auf der Kamera haben, ziehen die vier von dannen. Glück gehabt!

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Heute liegt ein fröhlicheres Programm vor uns. Wir fahren mit dem Truckli in ein anderes Quartier der Stadt zu den Souvenirshops. Auch hier sind wir überwältigt - aber diesmal von der schieren Menge an schönen Dingen, die es zu kaufen gibt: Untersetzer aus mit Stoff überzogenen Flaschendeckeln, wunderschöne Körbe, Masken, Kleider alles was das Herz begehren könnte, in unserem Truckli aber nicht wirklich Platz hat… Trotzdem kaufen wir ein paar Dinge und hoffen, dass wir sie dann irgendwie nach Hause bringen. In einem gemütlichen Café, mit dem über 3’000 Kaffeebäuerinnen aus Ruanda unterstützt werden, trinken wir Affogato und anschliessend suchen wir wieder einmal eine Versicherung für unsere Comesa-Haftplicht für die verschiedenen afrikanischen Länder und finden aber an dem Ort wo sie sein sollte nur noch eine Baustelle. Schade dass wir den Namen der Gesellschaft nicht kennen. Wir geben es auf und fahren stattdessen zum „la Galette“ Supermarkt und schwelgen hier in Käse und Wurst. Wir decken uns ein damit, denn eine solche Gelegenheit kommt so bald nicht mehr. Jetzt fehlt nur noch das späte Mittagessen und finden mit dem „New Cactus“, ein so schönes Restaurant, dass ich sogar ein Tartar bestelle. Es schmeckt himmlisch!!! Ziemlich müde kommen wir zurück und gehen früh schlafen, denn morgen geht es weiter Richtung Kivusee.

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An der Strasse bei unserer Unterkunft entdecken wir hunderte bunter Rondellen an Gestellen aufgehängt. Als wir näher kommen erklärt uns ein Mann, dass sie hier in einem Projekt Unterrichtsmaterial für Grundschulkinder herstellen. Frühstücken, Rechnung begleichen, Route einstellen und schon sind wir wieder auf der Strasse. Wir fahren südwärts und die Hügel nehmen kein Ende. Gefühlt gibt es keine 200 m geradeaus, entweder sind wir in einer Links- oder Rechtskurve hügelauf- oder hügelabwärts. Die Bananen machen Teeplantagen Platz und ab und zu entdecken wir Kaffeesträucher. In Butare machen wir Halt und besichtigen das schön eingerichtete informative Ethnographische Museum. In Kitabi schliesslich übernachten wir - leider auf einem nicht wirklich schönen Parkplatz - und geniessen es, wieder einmal selber zu kochen.

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Die recht gute Teerstrasse führt quer durch den Nationalpark. Etwa in der Mitte befindet sich en Besucherzentrum und hier beginnen auch fast alle (recht teuren) Wanderungen. Die hätte man aber im Voraus buchen müssen. Uns wäre es gerade zu heiss und zu feucht, um hier in den Bergen herum zu stiefeln. Wir geniessen einfach die Aussicht und fahren dann weiter an den Kivu See nach Kibuye. Wir suchen die Iliza Beach Lodge, finden ein verschlossenes Tor, fahren weiter um einen anderen Eingang zu suchen, kehren wieder um und halten noch einmal vor dem Tor. Ein junger Mann kommt mit dem Fahrrad, telefoniert und siehe da, das Tor wird geöffnet und wir können ein steiles Weglein hinunter fahren. Campen ist kein Problem, es gibt ein flaches Stück Rasen, auf dem wir genau Platz haben. Sogar den Strom können wir anschliessen. Ein wunderbares Plätzchen mit Privatstrand am Kivusee. Der nette Mann mit dem Velo entpuppt sich als Tourguide und wir buchen gleich eine Bootsfahrt zu den Inseln für den nächsten Tag. Pünktlich um halb zehn legt ein kleines Boot an und es kann los gehen. Wir tuckern hinaus auf den See Richtung Napoleon Insel. Die „besteigen“ wir - der Weg ist ziemlich steil, dafür nicht so weit - und führt mitten durch eine grosse Fledermauskolonie. Es herrscht eine Riesenaufregung in den Bäumen und mit viel Gekreische flattern die recht grossen Tiere hin und her. Erst nach einer Weile wird es hinter uns wieder ruhiger. Auf den offeneren Flächen grasen Kühe und der Guide erklärt uns, dass diese schwimmen können und so auch die Inseln erreichen und wieder verlassen können. Gesehen haben wir aber keine schwimmenden Exemplare… Die Aussicht von ganz oben ist wunderbar, wir sehen bis zu den Bergen im Kongo auf der anderen Seite des Sees. Dann geht es weite zur Affeninsel - nicht wirklich beeindruckend für uns, denn solche hatten wir schon Kaugummi stehlend im Truckli. Aber wir sind ganz zufrieden mit unserem Ausflug und werden wohlbehalten wieder an unserem kleinen Strand abgesetzt. Wir verbringen einen weiteren Tag Lesen und Schreiben in unserem kleinen Paradies. Ab dem Moment, wo wir gemerkt haben, dass wir den Boiler einstecken müssen, sogar mit warmer Dusche!

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Schön ausgeruht machen wir uns heute wieder auf den Weg Richtung Norden. Die Landschaft verändert sich kaum, die Aussicht auf den See können wir noch an sein nördliches Ende geniessen bevor die gut ausgebaute Strasse Richtung Ruhengeri wieder nordostwärts führt. Wir kommen schon am Mittag dort an und haben genügend Zeit um das Dian Fossey Forschungszentrum nördlich der Stadt bei Kinigi zu besuchen. Eine gute Einstimmung für unser Gorilla Tracking, welches wir in Uganda auf dem Programm haben (halb so teuer und ebenso gut…). Das Zentrum ist supermodern mit einem 360° Kino und vielen bebilderten Informationen inklusive der Geschichte von Dian Fossey, der die Gorillas (und wir auch) wahrscheinlich ihr Weiterbestehen verdanken. Südlich von Ruhengeri übernachten wir in der Red Rocks Lodge, einer gemeindebasierten Lodge mit kunterbunt bemalten Wänden, Tischen und Stühlen, auf letzteren ist die Farbe leider nicht ganz trocken was wir dann an unseren Hosen feststellen… Ich bestelle meine ersten Rolex zum z’Nacht und sie schmecken toll! Es sind eigentlich eine Art gefüllte Omeletten, einmal mit Gemüse, einmal mit Avocado und einmal mit Ei. Urs isst ein Reisgericht und wir sind rundum satt lange bevor die Teller leer sind. Kein Problem für den Kellner: „Holt einfach einen Container aus dem Auto und packt die Reste ein.“ Genauso machen wir es und der Lunch für den nächsten Tag ist schon bereit.Morgen ist ja eher Fahrtag und der Grenzübergang. Uganda wartet!

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