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reifenspuren

Malawi

09.04. - 28.04

Nach knapp 150 km Teerstrasse, ziemlich gut im Vergleich zu den letzen Strecken, erreichen wir die Grenze. Es herrscht reger Betrieb, jeder möchte von uns als Helfer engagiert werden, alle wollen Geld wechseln und wir müssen uns ein bisschen wehren…Mozambik geht rasch, Pass aufstempeln, Carnet stempeln und schon ist es passiert. Wir passieren das Tor, fahren um einen Felsen und stehen vor Malawis Grenzgebäude. Hier nimmt der Trubel zu, noch mehr Geldwechsler und Helfer… Wir gehen zur Immigration und sind gespannt, wie das jetzt geht: Ich habe ein eVisa, Urs eben keines. Der Beamte ist sehr freundlich und fröhlich begrüsst er uns. Als wir ihm unser Problem erklären, macht er aber sofort ein ernstes Gesicht und sagt, dass der Grenzübertritt ohne eVisa eigentlich nicht möglich sei. Nach kurzem Überlegen teilt er uns mit, dass er beim Chef nachfragen muss, wie das nun gehen soll. Nach kurzer Zeit winkt er uns zu einer anderen Tür, nimmt uns aber kurz beiseite und erklärt uns, wie es weitergeht: Wir müssen zum Chef ins Büro, dort müssen wir uns ganz fest entschuldigen, dass wir kein eVisum haben, dann müssen wir ziemlich jammern und ganz traurige Gesichter machen, dann gehe es vielleicht. Genau so machen wir es und eine Viertelstunde später haben wir die Visa im Pass und 50 Dollar weniger im Portemonnaie (das eVisa kostet 52$). Jetzt noch Geld wechseln, Versicherung abschliessen und fertig ist der Prozess. Natürlich haben wir einen „Helfer“ dabei, den werden wir nicht mehr los und als wir auf einem Formular einen Fehler sehen (falsche Nummer) geht er zurück und lässt es korrigieren. Dafür möchte er nun aber 10$, die Korrektur sei nicht gratis gewesen. Ich erkläre ihm, dass der Beamte jedesmal Fehler machen würde, wenn er dafür 10$ bekommt… Zu guter Letzt bezahlen wir den Helfer mit 10$ und es kann los gehen im neuen Land.

Die Landschaft hat sich verändert, es ist hügelig und saftig grün, Menschen sind zu Fuss und auf ihren Velos unterwegs, praktisch jede Frau im gebärfähigen Alter hat ein Baby auf dem Rücken. Und Kinder hat es ohne Ende. Kein Wunder, dass die Hälfte der Bevölkerung jünger als 17 Jahre ist, also noch jünger als in Mosambik mit knapp 18 Jahren.

Wir fahren bis Blantyre, eine supergeschäftige Stadt mit viel Verkehr und nach mehr FussgängerInnen und VelofahrerInnen… Urs fährt sehr konzentriert und langsam durch das Gewusel zum The Leslie Hotel, das uns Olivia und Tom empfohlen haben. Wirklich wunderbar, hier steigen wir ab und checken gleich für zwei Nächte ein. Eine heisse Dusche, Haare waschen und ein bisschen Pflege tun uns gut.

Am nächsten Morgen fahren wir ins Einkaufszentrum wo es auch einen Airtel-Shop geben soll. Leider hat nur der Shoprite geöffnet - es ist Ostermontag - und so verschaffen wir uns gleich einen Überblick über das Sortiment, das uns in diesem Land erwartet. Wir schlucken leer, als wir die Weinpreise sehen: Eine Flasche Boschendal kostet dreimal so viel wie in Südafrika, der importierte Gin ebenso, nur der einheimische Malawi-Gin ist billiger. Wir kaufen ihn aber noch nicht, wir wollen zuerst einen probieren…

Auf der Karte haben wir gesehen, dass es hier auch einen Foodlovers Market geben soll und wir machen uns auf die leider erfolglose Suche. Nach einer Art Stadtrundfahrt geben wir auf und fahren zurück ins Hotel, wo wir den Malawi-Gin probieren. Er schmeckt gar nicht schlecht und steht nun auf der Einkaufsliste.

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Am Morgen fahren wir also noch einmal zum Einkaufszentrum, bekommen hier unsere Sim Karte und ein sehr günstiges Datenpaket. Noch einmal in den Shoprite und dann über die Berge zum Majete Nationalpark. Die Strasse ist erstaunlich gut, trotzdem muss man sehr vorsichtig fahren denn überall sind Menschen zu Fuss, mit Velos oder mit Töffli unterwegs. Und was da alles transportiert wird, vor allem auf den Köpfen von Frauen und auf den Velos ist unglaublich. Die Velofahrer sieht man oftmals von hinten gar nicht, denn sie werden entweder von Holzbeigen, die kunstvoll aufgeladen sind oder von Grasbündeln oder Säcken mit Holzkohle verdeckt. Ab und zu haben wir Aussicht auf das Shire Flusstal und die Hügel jenseits davon - wunderschön! Aber auch hier hat Freddi Spuren hinterlassen. Offensichtlich war auch hier vieles überflutet, die stehenden Wasserflächen sind immer noch gross und der Shire River bringt viel Wasser. Die Menschen ernten was übrig geblieben ist und pflanzen bereits wieder Kartoffeln, Bohnen und Maniok, der hier Cassava genannt wird. Bereits am frühen Nachmittag erreichen wir den Majete Nationalpark, erkundigen uns am Eingang nach den Game Drives und buchen die 16.00 Uhr Safari. Dann fahren wir zum Zeltplatz und staunen, wie schön und vor allem wie gut eingerichtet er ist. Es gibt sogar eine richtige Küche und einen gedeckten Aufenthaltsbereich. Der Empfang ist sehr herzlich und kurz nach unserem Mittagssnack kommt der Host, der uns alles gezeigt hat und zeigt auf den Eingang zum Camp: Ein grosser Elefant steht dort am Baum und ist am Fressen. Wir können ihn eine ganze Weile beobachten, bevor er wieder im Dickicht verschwindet. Um 16 Uhr startet dann unsere Safari. Der Himmel ist seeeher dunkel und wir sind kaum los gefahren, regnet es als ob der Himmel sämtliche Schleusen geöffnet hätte. Trotz Regenpellerinen sind wir nach ein paar Minuten ziemlich nass. So plötzlich wie es angefangen hat hört es auch wieder auf.Wasserböcke, Nyalas, die wie immer zahlreichen Impalas und ein paar Zebras zeigen sich, und als es schon fast Dunkel wird, folgt der Fahrer den Spuren eines Löwen, den wir kurz darauf auf dem Fahrweg antreffen. Aber halt wirklich nur kurz: Kaum hat er uns bemerkt macht er einen Schwenk ins Dickicht und weg ist er. Schade, den hätten wir gerne noch ein wenig begleitet…

Als wir zurück kommen ist es stockdunkel und wir müssen noch kochen - etwas Einfaches halt: Couscous Salat und die Bratwürste, die wir heute gekauft haben. Letztere sind dann aber doch etwas gewöhnungsbedürftig: In der Pfanne, in der wir sie braten, steht das Fett am Schluss zentimeterhoch…

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Der Majete Nationalpark hat sehr dichte und auch relativ hohe Vegetation so dass wir davon ausgehen, selber eher wenige Tiere zu sehen, entscheiden wir uns heute weiter zu fahren. Wir müssen wieder bis Blantyre zurück fahren und wählen dann die etwas längere aber sehr malerische Route durch die Teeplantagen im Süden. Manchmal kommen wir uns ein bisschen vor wie in Indien: Jeder Hügel ist grün bewachsen mit Teebäumen, alle schön gleich hoch und leuchtend im Sonnenschein. Auf einigen Feldern wird geerntet, mit grossen, an Plastikschaufeln befestigten Scheren schneiden Männer und Frauen die Teeblätter ab und werfen sie schwungvoll in die großen Körbe, die sie am Rücken tragen. Wenn der Korb voll ist, wird er an einer zentralen Sammelstelle geleert und es geht weiter. An einer Bäckerei halten wir an aber das Brot ist so weich, dass wir beschliessen, selber zu backen. Mehl und Hefe haben wir noch und so ist das alles kein Problem. In Mulanje angekommen versuchen wir unser Glück noch auf dem Markt. Das Angebot ist sehr bescheiden, Gemüse hat gerade keine Saison, wahrscheinlich ist auch da vieles „Freddy“ geschuldet, der in dieser Region hart zugeschlagen hat. Der Camping beim Golfklub (naja die europäischen Golfspieler würden die Bezeichnung wahrscheinlich etwas übertrieben nennen) sieht ziemlich sumpfig aus und obwohl der Angestellte sehr freundlich ist uns sich wahrscheinlich über Gäste gefreut hätte, versuchen wir es beim Hiker’s Nest gleich am Eingang zum Forest Reserve des Mulanje Bergmassivs. Hier sind wir ebenfalls herzlich willkommen und Ruth, die Besitzerin (?) zeigt uns wo wir in ihrem schönen kleinen Garten stehen können und wo sich Toiletten und Dusche befinden. Klein, aber sehr schön und blitzsauber. Als sie sieht, dass wir gut aufgehoben sind, geht sie sich umziehen für die Kirche: weisse Bluse und weisses Kopftuch, einen Busch Blumen auf den Arm und weg ist sie.

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Wir zwei backen unser Brot und melden uns für’s Nachtessen in ihrem kleinen Restaurant an. Es ist einfach, schmeckt aber gut. Ruth arrangiert uns auch einen Führer für eine kleine Wanderung am nächsten Morgen.

Pünktlich um acht Uhr steht unser Guide am Tor und wir machen uns auf den Weg zum Wasserfall mit Pools. Das Wetter sieht nicht so vielversprechend aus, es ist bewölkt und die Berge wolkenverhangen, dafür aber ist es nicht so heiss. Wir kommen zügig voran nur die Bachüberquerungen sind etwas schwierig, vor allem weil wir trockene Schuhe behalten wollen. Ab und zu geht es recht steil auf einem kleinen rutschigen Weg bergauf und ich frage besorgt, ob wir da auch wieder hinunter müssen. Wir müssen nicht… Nach etwa anderthalb Stunden sind wir am Ziel und es ist wirklich schön. Zum Baden ist es aber zu kühl und es hat zu viel Wasser. Auch unser Führer macht keine Anstalten, ins kalte Nass zu springen, obwohl er darauf hingewiesen hat, dass wir das Badezeug mitnehmen sollen. Auf dem Rückweg nehmen wir keine Abkürzungen mehr, haben etwas länger, dafür ist es bequemer. Wir treffen Frauen und Kinder aus dem Dorf, die den Tag mit Holz sammeln, stapeln und dann auf dem Kopf ins Tal tragen. Glücklicherweise haben wir unsere Rüebli, die wir eingepackt haben, nicht gegessen und können sie an die Kinder verteilen. Sie strahlen und posieren gleich für ein Foto. Der Guide erzählt uns, wir schlimm Freddy gewütet hat. Die Kleinbauern in der Ebene, zu denen auch seine Mutter gehört, haben alles verloren und leben vorerst in einem Camp wo sie mit dem Lebensnotwendigsten versorgt werden. Unser Trinkgeld fällt dementsprechend höher aus mit dem Hinweis, dass das für seine Mutter sei.

Wir essen noch einmal im Hiker’s Nest halt einfach, weil wir weit und breit die einzigen Touristen sind und die Menschen hier die Gäste bitter nötig haben.

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Nach dem Frühstück begleichen wir unsere Rechnung, machen natürlich noch Fotos und fahren weiter Richtung Zomba. Die Teeplantagen werden von Mais, Maniok und wahrscheinlich Bohnen abgelöst, alles in kleineren Mengen, denn auch hier sind die Felder Familienbesitz und nicht sehr gross. Wenn wir irgendwo anhalten für unseren Fahrerwechsel, dauert es nicht lange und wir sind von Kindern, manchmal auch Erwachsenen umringt. Unser Rüeblivorrat ist dementsprechend aufgebraucht und kaufen können wir hier keine. Wenn überhaupt gibt es ein paar wenige Tomaten, Zwiebeln, dafür viel Süsskartoffeln und Maniok zu kaufen. Von ersteren haben wir im Moment noch genug, letzteres brauchen wir nicht.
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Auch Zomba ist ein lebhaftes Städtchen am Hang des Zomba-Plateaus. An der Strasse, die auf das Plateau hinauf führt, liegt die Casa Rossa in einem grossen grünen Garten. Wunderschön mit einer grossen Restaurantterrasse mit Aussicht auf die Stadt. Wir haben vorsorglich schon angefragt, ob der einzige Zeltplatz frei sei und werden nun informiert, dass es inzwischen einen zweiten gibt. Aber wir sind, wie in letzter Zeit immer, die einzigen Campinggäste und können also wählen, wo wir stehen wollen. Die Speisekarte haben wir schon gesehen - die Preise allerdings auch… Aber wir freuen uns auf die Pizza, die hier so gut sein soll wie in Italien. Marco, der Besitzer, erklärt uns auch, warum alles so teuer ist und eigentlich wissen wir es auch: Alles wird importiert, die billigste Flasche Olivenöl kostet 20 Euro, vom Käse wollen wir gar nicht sprechen und das Paar hat darauf gesetzt, qualitativ gute italienische Küche anzubieten. Das ist ihnen definitiv gelungen und Hilfsorganisationen, deren Personal hier zum Essen kommt, gibt es genug. Also, die Pizza schmeckte himmlisch und die dunkle Schoggiglace ebenfalls!!!

Am nächsten Tag machen wir einen richtig schönen schicken Touristenausflug auf das Plateau hinauf. Das Wetter ist nicht wirklich gut und die Wanderung - es wäre wieder ein Wasserfall gewesen - lassen wir ausfallen. Dafür trinken wir Kaffee auf der noblen Terrasse des Hotels, die eine prächtige Aussicht auf Tal und Berge bietet. Auch der Blick in den wunderschön angelegten Garten mit Swimmingpool ist beeindruckend. Kaum zu glauben, dass es hier oben einen solchen Luxus gibt. Leider sind die Wälder, die es hier oben früher gab, ziemlich abgeholzt. Aber in Malawi gibt es so viele Menschen und alle brauchen Holz zum Kochen. Sie schleppen es von überall heran, oft auf dem Kopf, ab und zu auf dem Velo und ganz selten werden Stämme mit Kleinlastern transportiert. Am Abend essen wir natürlich noch einmal im Casa Rossa und lernen eine Gruppe Israelis kennen, die für „Innovation Afrika“ in verschiedenen Ländern Afrikas Projekte für Wasser und Licht (Solar) durchführen. Es ist spannend, ihnen zuzuhören und die Organisation tönt spannend.

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Obwohl wir es uns hier noch eine ganze Weile gutgehen lassen könnten, machen wir uns wieder auf den Weg Richtung Malawi See. Die Strasse ist ziemlich übel, aber noch nicht so wie in Mozambik… Und wieder staunen wir, was alles hin und her getragen oder per Velo transportiert wird: Grasbündel, Wasser, Wäsche, Holzkohle, Zuckerrohr, Holz und Benzinkanister. Am See angekommen fahren wir zu den Norman Carr Cottages und werden herzlich empfangen. Leider können wir nicht auf dem Zeltplatz stehen, der ist immer noch ein Sumpf, aber auf dem Parkplatz im schönen Garten geht es auch. Wir dürfen Toilette und Dusche in einem der Häuschen benützen und fühlen uns sehr gut aufgehoben. Der Strand ist nicht mehr, das Wasser kommt bis zur gemütlich eingerichteten Terrasse mit Korbsesseln und Esstischen. Die meisten Angestellten haben frei weil Sonntag ist und es keine Gäste hat, also kochen wir unser Abendessen selber. Der Gartenarbeiter kommt sich verabschieden, er hat jetzt auch Feierabend und als wir ihn nach den Abwaschmöglichkeiten fragen, sammelt er flugs unser Geschirr ein und geht es in der Küche abwaschen. Erst dann geht er nach Hause.

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Unsere nächste Etappe führt uns an eine schöne Bucht nach Chembe. Wir verpassen die Abzweigung und müssen kurz vor Monkey Bay umkehren, merken dann aber, dass die Strasse gerade instand gesetzt wird und darum gesperrt ist. Ein Mann erklärt uns, wie wir fahren sollen - wieder zurück und dann ein kleiner Holperweg, der wieder zur Hauptstrasse führen soll. Etwas abenteuerlich durch ein kleines Dorf, aber fahrbar. Durch den Malawisee Nationalpark kommen wir nach Chembe und auch da hätten wir wohl früher abbiegen müssen, jetzt zirkeln wir halt mitten durch das recht schmutzige (Plastiksäcke und Petflaschen) Fischerdorf. Endlich erreichen wir das „Adlernest“, dem der Strand ebenfalls weitgehend fehlt. Der Besitzer baggert gerade den verbliebenen Sand zusammen und füllt die entstandenen Pfützen. Der Platz ist wunderschön und bei einem Bier an der Bar erkundigen wir uns nach den Ausflugszielen. Eigentlich wäre eine Schnorcheltour auf dem Plan, aber wir getrauen uns irgendwie doch nicht, da in diesem Bereich des Sees die Bilharziose ziemlich verbreitet ist. Man könnte Tabletten nehmen dagegen, aber uns gefällt es auch ohne zu baden und sehr heiss ist es auch nicht, da eine frische Brise für Abkühlung sorgt. Ein guter Platz um zu lesen, stricken, schreiben und einfach sein.

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Unser Truckli braucht so langsam einen Service: Ölwechsel und alles wieder einmal checken nach den Schlaglochpisten. Die beste Möglichkeit dafür besteht in Lilongwe, im iOverlander sind ein paar Mechaniker angegeben. Also fahren wir durch den Nationalpark zurück, diesmal ohne Dorfdurchquerung, und über den Golomoti Pass Richtung Hauptstadt. Die Strasse ist streckenweise erstaunlich gut, aber man muss immer sehr konzentriert sein, denn obwohl es praktisch keinen Verkehr hat, ist der Betrieb auf der Strasse, vor allem in den Dörfern, unglaublich: ein Gewusel aus Menschen, Fahrrädern und Kleinbussen, welche völlig willkürlich anhalten und abfahren um Menschen ein- und aussteigen zu lassen. Die wenigen Autos sind vollgepackt mit Säcken, so dass sie hinten fast aufschlagen. Alles ist mit Gummizügen festgezurrt und funktioniert irgendwie. Wir machen einen Stopp bei der Töpferei in Dedza, dem Grenzort zu Mosambik. Kaufen können wir natürlich von den zerbrechlichen und schweren Sachen nichts, aber einzelne Stücke wären schon schön gewesen. Eigentlich würden wir ein neues geflochtenes Mätteli brauchen für draussen. Unseres sieht schon arg mitgenommen aus und ab und zu wohnen Ameisen drin… Wir erreichen Lilongwe am frühen Nachmittag und machen uns gleich auf die Suche nach dem Mechaniker, der laut iOverlander bei AVIS angestellt sein soll und einen guten Service machen würde. Wir suchen erfolglos und ich frage bei einer Garage. Der kann unseren Service nicht machen, aber er telefoniert „unserem“ Mechaniker. Er sei für AVIS unterwegs, suche jedoch nach einer Lösung für uns. 20 Minuten später steigt ein junger Mann von einem Töffli und stellt sich als ebenjener Mech vor. Er spricht englisch und sagt, er mache den Service bei sich zu Hause. Er steigt ein und wir fahren kreuz und quer durch die Stadt und stehen schliesslich in der Einfahrt zu seinem Haus. Weit und breit keine Garage. Er möchte unser Werkzeug, um die Räder zu entfernen und uns wird es immer mulmiger. Ein Ölwechsel in der Einfahrt? Alles Werkzeug von uns? Alles kontrollieren und schmieren ohne das Auto zu heben? Eigentlich geht das gar nicht. Er meint, er könne alles erledigen bis um 17 Uhr und ist schwer enttäuscht, als wir die Übung abbrechen. Aber das ist uns zu heikel. Mittlerweile ist es auch schon halb vier geworden und wir verabschieden uns und tauschen noch die WhatsApp Nummer aus (die übrigens nicht die gleiche ist, die wir angerufen haben. So langsam haben wir den Verdacht, dass das nicht „unser“ Mechaniker war, sondern ein Kollege von ihm. Auf jeden Fall gehen wir noch schnell ins Einkaufszentrum und werden gerade wieder enttäuscht: Der Foodlovers Market öffnet erst „demnächst“, alles sieht neu aus und die Regale sind noch nicht eingeräumt. Das Angebot beim Shoprite ist eher begrenzt, kein Käse, keine Konfi… Heute ist nicht unser Glückstag. Dafür gehen wir in der Barefoot Lodge essen und kochen nicht selber.

Wir checken alle Werkstätten, die im iOverlander beschrieben sind und entscheiden uns für Liga Spares&Car Breakers. Nach dem Frühstück brechen wir auf und schlucken kurz, als wir die Werkstatt erreichen. Alles ist vollgestellt mit Abbruchautos, ein Lager mit gebrauchten Teilen, die kreuz und quer in Regalen und auf dem Boden gestapelt sind, ein sehr freundlicher Inder, offenbar der Boss, und zwei Mechaniker. Ob das gut kommt? Urs zirkelt unser Truckli rückwärts bis vor den Arbeitsbereich, dann übernimmt ein Angestellter und platziert es über der Mulde. Es kann los gehen. Der Mechaniker macht einen sehr guten professionellen Eindruck und zeigt uns bald, dass das Lenkgestänge auf beiden Seiten ziemlich ausgeschlagen und lose ist. Diese Teile müsste man ersetzen, Originalteile haben sie, Ölfilter ebenfalls und einen Kostenvoranschlag bekommen wir auch gleich: Alles zusammen, inklusive Schmieren kostet 300 Euro. Beim Gestänge können sie ein Teil nicht lösen und fahren damit in eine andere Werkstatt. Wir warten und sind gespannt, aber als wir sehen wie sorgfältig und sauber der Mechaniker arbeitet, sind wir eigentlich beruhigt. Gegen vier Uhr ist alles fertig, es fehlt nur noch das Alignment, also die Spureinstellung. Das machen sie hier nicht, dafür müssen wir zum Spezialisten. Der Mechaniker fährt voraus und bringt uns hin. Super, hier läuft das Geschäft. Kurz vor fünf ist alles erledigt, unser Truckli fährt wieder schön gerade und wir kehren ins Camp zurück. Uff, gut haben wir das gemacht!

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Nun sind wir also wieder fahrbereit und können die chaotische Hauptstadt Richtung Norden verlassen. Kurz nach dem Zentrum entdecken wir doch noch einen Foodlovers Market. Dieser Stopp muss natürlich sein! Wir finden Käse :-) und sonst allerlei was uns fehlt und sind ganz glücklich, dass es nun auch in unserem Kühlschrank ein wenig besser aussieht. Allerdings kostet unser Einkauf ein kleines Vermögen, da alles importiert ist.

Je näher wir dem Malawisee kommen, desto schlechter wird die Strasse. Ab und zu müssen wir Schlammlöcher umfahren, von den Schlaglöchern ganz zu schweigen. Alle Flüsse haben viel Wasser und sind schokoladenbraun, es wird gefischt und Wäsche gewaschen, gebadet und herumgeplanscht. Wir entdecken erste Reisfelder, immer noch viel Mais und Maniok, und das, was wir für Bohnen gehalten haben, sind wohl Erdnüsse. Viele Gärten sind frisch umgegraben, alles von Hand wohlverstanden, und erste Pflänzchen spriessen schon wieder.

In der Pottery Lodge in Nkhotakota sind wir auch wieder die einzigen Camper und stehen direkt am See. Dass das Wasser am Rand braun ist und der Strand fehlt, müsste ich wohl nicht mehr erwähnen… Es ist wunderschön, hat ein recht gutes Restaurant, die Duschen/Toiletten sind gefliest und wie immer sehr sauber, heisses Wasser so viel wir brauchen, eine Outdoor Küche - was will man mehr!

Auf dem See ist immer etwas los, die Fischer mit ihren Kanus, teilweise mit Segel ausgestattet, sind Tag und Nacht unterwegs. Von der Unart, mit Moskitonetzen zu fischen, sind sie hoffentlich weggekommen. Wir sehen auf jeden Fall nur grosse gefangene Fische. Einzig auf den Märkten schimmern winzige silberne Fischlein, die auf Trockengestellen feilgeboten werden. Aber vielleicht sind es ja eine Art Süsswassersardinen…

Die erste Nacht ist dann doch ein wenig unruhig: Der Ramadan ist zu Ende und im Dorf nebenan feiern die Muslime das Fest des Fastenbrechens mit lauter Musik bis in die Morgenstunden. Es stört uns nicht sonderlich, wir können ja noch den ganzen Tag faulenzen…

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Obwohl es uns hier sehr gut gefällt zieht es uns doch weiter. Immer dem See entlang sind es wieder etwa 100 km zur Ngala Lodge. Aber bei diesen Strassen können wir locker drei Fahrstunden rechnen. Wir fahren ein Stück, dann stoppt Urs plötzlich: Unser Truckli hat 300’000 km auf den Rädern! Schnell ein Foto vom Tacho, dann geht’s weiter. Immer wieder gibt es schlammige Abschnitte, bei denen man nicht so genau weiss, ob man durchkommt. In einem solchen steckt kurze Zeit später ein Lastwagen, der alles blockiert und total feststeckt. Der Bagger, der zum Glück vor Ort ist, versucht ihn vorwärts heraus zu ziehen, aber das funktioniert nicht. Rückwärts geht es dann eher, aber das dauert Ewigkeiten und die kleineren Autos umfahren das Hindernis ziemlich gewagt. Drei Personenwagen kommen in unsere Richtung und jeder drückt und schiebt irgendwelche abgerissenen Teile wieder notdürftig an das Chassis. Wir beobachten weiter und schliesslich umfahren auch wir den feststeckenden Lastwagen. Für uns ist es relativ einfach, da wir grosse Bodenfreiheit haben und die Untersetzung zuschalten können.

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Später als erwartet, aber zufrieden erreichen wir unser Ziel. Ein Angestellter zeigt und den Zeltplatz und es ist ein Traum: Direkt am Sandstrand (hier hat es noch einen!) können wir uns hinstellen und haben alles was wir brauchen: Wasser, Strom, saubere Sanitäranlagen und sogar so etwas wie Liegestühle. Kaum sind wir eingerichtet kommt schon der Kellner vom Restaurant mit der Speisekarte und fragt, ob wir zum Dinner kommen. Wir haben aber noch Lebensmittel, die wir brauchen müssen und versprechen, morgen zum Essen zu kommen. Das machen wir dann auch, aber wieder können wir vorab bestellen, damit wir nicht zu lange warten müssen. Wir sind hier so gut aufgehoben, dass wir drei Nächte bleiben und nicht mehr kochen. Auch am letzten Abend gehen wir essen - wir sind übrigens immer allein -, die Portionen sind riesig und schmecken sehr gut. Mein Cheese-Tacco kann ich auf keinen Fall aufessen und der nette Kellner packt es uns ein, der ideale Lunch für Urs am nächsten Mittag…

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Ein bisschen wehmütig verabschieden wir uns von diesem wunderschönen Ort. Aber schliesslich wollen wir ja im Juni in Uganda sein… Also weiter nordwärts durch die wunderschön grüne Landschaft dem Malawisee entlang. Hier wird recht viel Reis angebaut, teilweise wird geerntet, teilweise schon wieder neu gepflanzt. Auch Mais liegt zum Trocknen am Strassenrand und die Felder werden jetzt nach der Regenzeit für die neue Aussaat vorbereitet - alles von Hand mit der Hacke. In Mzuzu fahren wir zum Shoprite, dessen Angebot aber immer beschränkter wird. Wein gibt es ganz wenig, Malawi-Gin aber schon, Tonic dazu wieder nicht und auf Mineralwasser mit Blööterli müssen wir schon lange verzichten. Dafür gibt es Vollkornmehl für unser Frühstücksbrot, das wir auch schon lange selber backen. Anschliessend fahren wir zum Mocondo Camp, ein kleiner ganz schön angelegter Campingplatz in einem Garten. Die Besitzer sind Italiener und im dazugehörigen Restaurant gibt es wieder superfeine Pizza. Wir lassen es uns schmecken!

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Am Morgen fahren wir dann noch einmal zum Shoprite um einen Adapter zu kaufen, werden aber nicht fündig. Erst in einem überfüllten Hardware Shop bekommen wir das Gewünschte. Für mich ist es immer eine Überraschung, wie schnell die Verkäufer in dem ganzen Durcheinander das Richtige finden.

Die Strasse führt nun durch die Berge, wir wollen nach Livingstonia hoch über dem Malawisee. Die Landschaft strahlt in allen möglichen Grüntönen, am Strassenrand können wir Tomaten und Papaya kaufen, aber zum Fahren ist es anstrengend. Immer wieder Schlaglöcher in allen Grössen und Formen, dann wieder wechseln sich ungeteerte Abschnitte mit neu geteerten ab - abwechslungsreich also… Wir fahren mit Mapsme und achten nicht darauf, wie genau die Strecke angegeben wird. Kurz bevor die Strasse wieder zum See hinunter führt, sollten wir abbiegen. Aber da gibt es keine Strasse, nur ein Kohlebergwerk… Wir studieren die Karte und merken, dass wir bereits 30 km vorher hätten abzweigen sollen. Und diese 30 km haben uns über eine Stunde Fahrzeit gekostet. Umkehren oder vom See her hochfahren? Wir entscheiden uns für letzteres und fahren die löcherige Bergstrasse hinunter wieder an den See. Schon bald sehen wir den Wegweiser nach Livingstonia, die zwei Spuren in der Wiese aber Strasse zu nennen, wäre eine böse Übertreibung. Trotzdem fahren wir und nach etwa 2 km steilem und bachbettartigem Fahren halten wir an und gehen ein Stück zu Fuss. Alles ist ausgewaschen, teilweise fast einen Meter tief. Wir müssten irgendwie die Rinnen zwischen den Rädern haben, aber beide Seiten sehen eigentlich auch nicht wirklich stabil aus und eine Fahrspur gibt es auch nicht mehr. Wir brechen die Übung ab und starten eine Wendemanöver, das schwierig ist, aber gelingt. Ein Stück zurück am See können wir übernachten. Es gibt allerdings keinen Strom und somit auch kein warmes Wasser in der Dusche, dafür ist der Platz schön, die Besitzer sehr nett und hilfsbereit, wir können kochen und schlafen gut mit der Brise, die vom See her weht.

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Am Morgen ist das halbe Dorf am Seeufer und badet, die Frauen waschen ihre Wäsche und unser Strand hat kleine Schaumkronen… Unter diesen Umständen wollen wir trotz allem keine zweite Nacht bleiben. Nach einem gemütlichen Frühstück mit viel Unterhaltung packen wir zusammen und fahren ein Stück weiter ins Floja Foundation Camp. Ein Holländer führt hier einen Tageskindergarten und die Campingeinnahmen kommen eben diesem zugute. Die Zufahrt erfordert ein wenig Geschick denn auch hier ist alles ziemlich ausgewaschen und eng, aber zu guter Letzt stehen wir einigermassen eben auf einem der wenigen Plätze, die zugänglich sind. Die beiden Angestellten, die uns herzlich willkommen heissen, geben sich alle Mühe, es uns gemütlich zu machen. Vom Kindergarten ist leider nichts zu sehen (Freitagnachmittag??) und der Besitzer weilt gerade in Lilongwe. Auch hier sind wir ganz allein, die zwei Hunde, die offenbar zum Camp gehören, leisten uns Gesellschaft. Die Duschen sind schön gemacht und erfrischend, denn das versprochene warme Wasser ist ziemlich kalt…

Für uns stellt sich nun die Frage, wie wir weiter planen wollen: Von hier aus werden wir Malawi verlassen und in Tansania einreisen. Aber mit dem 1. Mai steht ein langes Wochenende bevor und wir müssten in der ersten grösseren Stadt unsere Autoversicherung abschliessen. Am Wochenende sind die Büros jedoch geschlossen… Im Reiseführer ist ein schönes Camp auf einer Kaffeefarm gleich ausserhalb von Mbeya beschrieben und das gibt den Ausschlag: Wir fahren morgen über die Grenze.

Wir backen noch ein schönes Brot, kochen Znacht und geniessen unseren letzten Abend in diesem wunderschönen Land, das zurecht als „warmes Herz von Afrika“ bezeichnet wird.